Türkischer Botschafter kritisiert Reaktionen deutscher Politiker auf Erdogan-Rede

Nach der umstrittenen Rede des türkischen Ministerpräsidenten Reyip Erdogan in Düsseldorf hat der türkische Botschafter Ali Ahmet Acet deutsche Politiker kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die "allergischen Reaktionen" stimmten ihn traurig, sagte Acet in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Focus". Eine bessere Integration der Türken in Deutschland sei auch im türkischen Interesse, sagte Acet. Eine "schlecht integrierte, sehr religiöse und abgeschottete türkische Community" stelle ein "echtes Imageproblem" für die Türkei dar.

Das Land sei sehr dynamisch und entfalte weit reichende wirtschaftliche und geopolitische Aktivitäten. Es sei falsch, wenn deutsche Politiker behaupteten, Erdogan boykottiere die Integration der Türken in Deutschland, sagte Acet "Focus": "Das Gegenteil ist richtig. Erdogan verlangte sogar Selbstkritik, als er sagte, viele hätte einst bei ihrer Ankunft eine Abwehrhaltung eingenommen, aber sie dürften hier nicht in der Dorfatmosphäre der 1960er-Jahre haften bleiben."

Viele Aussagen des türkischen Premiers seien aus dem Zusammenhang gerissen wiedergeben worden. Der Botschafter betonte, Erdogan habe die drei Millionen Türken in der Bundesrepublik dazu aufgerufen, auch Deutsch zu lernen. Acet sprach sich jedoch zugleich für die Pflege der Muttersprache aus: "Warum sollen türkische Mütter ihren Kindern nicht ihre Zuneigung auf Türkisch zeigen?" Der deutsche Staat müsse sich stärker für regulären Türkisch-Unterricht im Rahmen des Lehrplans einsetzen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 04.03.2011

Zur Startseite