Tarifkonflikt: Arbeitgeber kritisieren Streikpläne der IG Metall

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber massive Kritik an den Streikplänen der IG Metall geübt und Zugeständnisse der Gewerkschaft angemahnt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Vertreter der IG Metall können sich nicht einfach mit verschränkten Armen an den Tisch setzen", sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Nachdem die Arbeitgeber einen bereits konkreten Lösungsvorschlag gemacht hätten, sei nun "auch die Gewerkschaft am Zug", betonte er. "Gegenseitige Bedrohungsszenarien" seien dagegen "unvernünftig und unverantwortlich", kritisierte der Gesamtmetall-Chef.

"Wir wissen, dass die IG Metall die Kraft hat, kurzfristig Arbeitskämpfe auszulösen, ebenso wie Unternehmen längerfristig Standortveränderungen einleiten können." Mit Blick auf die am Montag eröffnete Hannover-Messe warnte Kannegiesser die Gewerkschaft davor, jetzt das Image der deutschen Industrie zu belasten. Diese profitiere von ihrem Ruf, verlässlich zu sein, und die Hannover-Messe sei ihr "Schaufenster zur Welt".

Falls die IG Metall "auf die Idee käme, ausgerechnet unsere Schaufenster einzuwerfen", dann hätten "unsere Mitarbeiter sicher kein Verständnis dafür", warnte er. Das Engagement vieler Arbeitgeber auf der Messe sei auch der Grund, weshalb es in der Tarifrunde für die nächsten Tage vorübergehend weniger Verhandlungstermine gebe. Anstatt diesen im Vorfeld gemeinsam verabredeten Ablauf nun zu kritisieren, solle die IG Metall "Scheinheiligkeiten vermeiden", mahnte Kannegiesser.

Die IG Metall fordert für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie unter anderem 6,5 Prozent mehr Lohn. Das von den Arbeitgebern in der vergangenen Woche vorgelegte Tarifangebot hatte sie als "Hinhaltetaktik" und "Mogelpackung" zurückgewiesen und daraufhin massive Warnstreiks angekündigt. Die tarifliche Friedenspflicht läuft in den großen Industrieregionen am kommenden Wochenende ab.

Die Arbeitgeber hatten angeboten, die Löhne der Metaller bei einer Laufzeit von 14 Monaten um drei Prozent zu erhöhen. Kannegiesser warnte die Gewerkschaft auch davor, mit ihrer Strategie die gemeinsamen tarifpolitischen Grundlagen zu gefährden. Die Lohnpolitik in der Fläche könne sich nicht "allein an den Erfolgen einiger großer Autohersteller ausrichten", sagte er. "Damit würde das System unseres Flächentarifvertrags einer ernsten Zerreißprobe ausgesetzt." Ähnliches gelte für die Forderungen der IG Metall, die Übernahme von Auszubildenden und den Einsatz von Zeitarbeitern strenger zu regeln. "Wir müssen auch hier aufpassen, dass wir keine Flucht aus dem Flächentarifvertrag provozieren", warnte der Gesamtmetall-Chef. Die IG Metall will die Betriebe tarifvertraglich verpflichten, Lehrlinge nach der Ausbildung prinzipiell auf eine unbefristete Stelle zu übernehmen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.04.2012

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