Theologe Schorlemmer "erleichtert" über Ende der Lutherzwerge-Installation

Der Theologe Friedrich Schorlemmer hat sich erleichtert über das Ende der Kunstinstallation auf dem Wittenberger Marktplatz unter dem Titel "Martin Luther - Hier stehe ich..."

Wittenberg (dts Nachrichtenagentur) - gezeigt. "Das Ganze ist nur in soweit Kunst, da es Kunststoff ist. Ich bin froh, dass einer der schönsten Plätze Deutschlands wieder kunststofffrei ist", sagte Schorlemmer der "Leipziger Volkszeitung".

Er könne nach wie vor nichts mit dem Anliegen der Aktion anfangen, Luther vom Sockel zu holen. "Ist denn Luther gegenwärtig so gescholten, das wir uns hinter ihn stellen müssen? Der Satz, ,Hier stehe ich`, ist ein ganz existenzieller Satz und kein PR-Gag." Auch mit dem Wunsch der EKD-Kulturbeauftragten Petra Bahr, dass es schön wäre, wenn jeder seinen Luther unter den Arm nehmen würde, habe er Schwierigkeiten.

"Es ist besser, man nähme seine Schrift ,An den christlichen Adel deutscher Nation` unter den Arm." Der Verkauf der Figuren sei geschmacklos. "Eine leichtgewichtige Plastefigur hat dieser schwergewichtige Mann nicht verdient. Denn egal, ob man die Zwerge gut findet oder nicht, man ist immer nur bei den Zwergen und nicht bei Luther." Schorlemmer selbst weist den Vorwurf zurück, er sei bei seiner Kritik humorlos. "Wer sich mit Luther beschäftigt, kann nicht humorlos sein. Hier geht es aber nicht um Humor, sondern um guten Geschmack." Bei der Hörl-Installation gehe es in Wahrheit nur noch um Effekthascherei. "Ich bin für Installationen, auch Verfremdungen, aber diese kunterbunte Terrakottaarmee bringt mich nur dazu, mich in die Mitte zu stellen und zu rufen ,Rührt euch!" Schorlemmer sieht mit "bösen Vorahnungen" auf mögliche neuen Aktionen im Stile der Lutherzwerge. "Eigentlich ist diese Aktion als Event nicht mehr zu übertreffen. Wenn aber doch jemand versucht, dies noch zu übertreffen, dann graust es mich bei der Vorstellung, was da noch kommt." In der EKD-Reformationsdekade müsse man aufpassen, beim Ringen um Aufmerksamkeit nicht zu überziehen. "Wir dürfen nicht nur fragen, wie Öffentlichkeit erreicht werden kann, sondern vielmehr womit man Öffentlichkeit erreichen kann."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.09.2010

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