Top-Ökonomen warnen EZB vor Einknicken in Zypern-Krise

Top-Ökonomen bestärken die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer harten Haltung gegenüber Zypern.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es ist richtig, dass die EZB durchgreift und die Beteiligung der Gläubiger der Banken und damit der Sparer verlangt", sagt Hans-Werner Sinn, Chef des Münchener Ifo-Instituts, der "Welt am Sonntag". "Mich ärgert nur, dass die Steuerzahler der noch gesunden Länder der Eurozone immer noch den Löwenanteil der Lasten tragen sollen, um die spekulativ in Zypern angelegten Gelder vor Verlusten zu schützen." Auch bei Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer stößt die harte Haltung der Notenbank auf Zustimmung.

"Es ist ein wichtiges Signal, hart zu bleiben, es zeigt den Staaten: Man darf es nicht zu weit treiben", sagt Krämer dem Blatt. Doch gerade durch das geharnischte Auftreten in den vergangenen Tagen spielten auch die Retter mit dem Feuer. "Wenn EZB und Euro-Staaten in Zypern einknicken, wäre das ein fatales Signal für die Reformer in den anderen Krisenstaaten", warnt Krämer.

Nicht nur in Zypern, sondern auch in anderen Euro-Ländern würde die Bereitschaft zu schmerzlichen Einschnitten erlahmen. Bleiben die Retter hart und ein Rettungspaket kommt nicht zustande, droht Zypern die Pleite. Geben sie aber nach, drohe der Währungsunion der Glaubwürdigkeits-Bankrott, warnen Experten.

"Es wäre das kleinere Übel, wenn Zypern den Euro-Raum verließe, als wenn es zum Präzedenzfall für den erfolgreichen Aufstand gegen die Auflagen der Euroretter würde", sagte Thomas Mayer, früherer Chefvolkswirt der Deutschen Bank, der "Welt am Sonntag". Dann gäbe es kein Halten für andere Länder. "Der Europäischen Währungsunion droht das Schicksal der post-sowjetischen Rubelzone, in der die Teilnehmer die Bilanz der Zentralbank als Selbstbedienungsladen nutzten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.03.2013

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