Transplantationsexperten: Reduzierung der Klinikzahl notwendig

In der Diskussion um mehr Transparenz und Qualität im Transplantationssystem fordern Mediziner und Branchenexperten jetzt auch eine Reduzierung der derzeit 48 Transplantationszentren in Deutschland.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Es gibt zu viele Transplantationszentren in Deutschland", sagte Andreas Pascher, Transplantationschirurg an der Berliner Charité dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Die Versorgung der Transplantationspatienten ist seiner Ansicht nach auch mit der Hälfte der Zentren gewährleistet. "Dann kann man Mindestzahlen an Transplantationen fordern und Ergebnisqualität", sagte der Mediziner.

Die Bandbreite der Fallzahlen bei den knapp 5.000 Transplantationen in Deutschland ist groß: Während große Zentren wie die Universitätsklinik Essen oder das Berliner Charité jährlich mehr als 300 Transplantationen durchführen, absolvieren kleinere Zentren wie etwa das Klinikum Fulda oder die Universitätskliniken in Ulm, Würzburg und Marburg jeweils weniger als 50 Transplantationen. Wie Pascher hält auch Frank Schmitz, Klinikexperte bei der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner , eine Reduzierung der Anzahl der Zentren in Deutschland für sinnvoll.

"Weniger, aber dafür größere Transplantationszentren würden den wirtschaftlichen Druck reduzieren", so Schmitz. Transplantationsmedizin ist personalintensiv. Allein 50 Prozent der Kosten entfallen auf medizinisches Personal.

Das muss auch dann bezahlt werden, wenn Transplantationen ausbleiben. "Kliniken haben also auch ein wirtschaftliches Interesse, dass die Zahl ihrer Transplantationen nicht sinkt", sagt der Klinik-Berater. Dabei werde der wirtschaftliche Druck umso höher, je kleiner die Zahl der Transplantationen einer Klinik ist.

"Denn dann ist der wirtschaftliche Erfolg stärker von der einzelnen Organverpflanzung abhängig", sagt Schmitz.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.08.2012

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