Trauma-Experte: Kein Trend zur Verrohung in der Bundeswehr erkennbar

Der Leiter des Trauma-Zentrums am Berliner Bundeswehr-Krankenhaus, Oberstarzt Peter Zimmermann, sieht trotz der jüngsten gewaltsamen Zwischenfälle in der Bundeswehr keinen Trend zur Verrohung der Truppe.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Das kann ich als Gesamttrend nicht erkennen", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag-Ausgabe). "Wir sehen deutlich häufiger eher das Gegenteil, ein scheues, ängstliches Rückzugsverhalten der Traumatisierten." Ihre Zahl wuchs 2010 unter den Afghanistan-Soldaten um 40 Prozent.

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, kritisierte gegenüber dem Blatt, dass mittlerweile 38 Prozent aller Afghanistan-Soldaten sechs Monate am Hindukusch ausharren müssten, obwohl vier Monate Einsatzzeit angestrebt würden. Auch werde die vorgesehene Ruhepause von 24 Monaten in der Heimat seltener eingehalten. "Je länger die Soldaten im Einsatz sind, desto größer werden die Probleme", betonte Arnold und fügte mit Blick auf die Gesamtumstände des Einsatzes und die dauernden Angriffe der Taliban hinzu: "Das höchste Risiko ist, dass sich bei den Soldaten eine Wut aufstaut. Dann muss man denen helfen." Am 17. Dezember hatte sich in Nordafghanistan aus der Pistole eines Soldaten beim "Spielen" ein Schuss gelöst und einen Kameraden getötet. Am Freitag voriger Woche hatte ein Soldat aus derselben Einheit einen Kameraden mit der Waffe bedroht.

Gegen ihn ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Kempten.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.02.2011

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