Trichet fordert mehr Kontrolle der europäischen Staatshaushalte

Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, hat nach dem EU-Sondergipfel mehr Kontrolle der europäischen Staatshaushalte gefordert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Wir fordern einen Quantensprung in der wirtschaftlichen Aufsicht im Euro-Raum", sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Samstags-Ausgabe). Entscheidend sei nun, dass Griechenland sein Anpassungsprogramm "eins zu eins" umsetze, so Trichet: "Das ist das A und O!" Zudem mahnte Trichet bei den Regierungen und europäischen Institutionen eine bessere Überwachung der Finanzpolitik an, "damit diese automatisch, schnell und so effektiv wie möglich funktioniert". Es müsse künftig möglich sein, "einem Land, welches verabredete Korrekturen nicht einhält, Maßnahmen aufzuerlegen", sagte der EZB-Präsident.

Bezüglicher möglicher Zahlungsausfälle bei der in Brüssel beschlossenen Umschuldung der griechischen Anleihen erklärte Trichet, man müsse die Entwicklung beobachten. Die Regierungschefs hätten auf seinen Rat hin für diesen Fall den griechischen Banken Sicherheit in Aussicht gestellt. "Die finanzielle Solidität der Zentralbank ist nicht verhandelbar", sagte Trichet.

Staatsanleihen von Griechenland, Portugal und Irland im Wert von 75 Milliarden Euro sollen bei der EZB bleiben und nicht auf den Rettungsschirm EFSF übergehen: "Natürlich sind wir als öffentliche Institution nicht in die so genannten Beteiligung des Privatsektors einbezogen, über die am Donnerstag entschieden wurde", erläuterte der Zentralbankchef.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 23.07.2011

Zur Startseite