Tunnelexperten: Schweizer Busunglück weist auf "bisher übersehene Sicherheitsrisiken" hin

Das Busunglück im Wallis weist nach Ansicht des ADAC auf "bisher übersehene Sicherheitsrisiken hin".

München (dts Nachrichtenagentur) - Der Projektleiter Tunneltest des ADAC, Nicolas Adunka, sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", er würde nach den ersten Erkenntnissen aus dem Unfall des belgischen Schüler-Reisebusses den vor sieben Jahren noch mit "Gut" bewerteten Sierre-Tunnel deutlich kritischer beurteilen. Adunka nannte die Stichwörter "Bordkante" und "Tunnelwände". Konkret sei eine frontal zur Fahrtrichtung stehende Wand wie in der verhängnisvollen Nothaltebucht nicht mehr Stand der Technik und nach deutschen Richtlinien auch untersagt.

In modernen Tunneln führe am Ende einer derartigen Bucht die Wand ungefähr im 45 Grad-Winkel zur Fahrbahn. Wahrscheinlich hatte das rechte vordere Rad des Busses die Bordsteinkante touchiert und war daran hängen geblieben. Als die Kante endete und die Nothaltebucht begann, ließ dies den Bus nach rechts ausbrechen.

Als Konsequenz forderte der Unfallforscher Johannes Hübner, mehr Augenmerk auf die Art derartiger Kanten zu legen. Hübner, der für den Internationalen Bustouristik Verband in Köln recherchiert, sagte "Focus": Scharfkantige Bordsteine wie jener im Sierre-Tunnel begünstigten eine "Ansaugwirkung" auf den Reifen. Ein nach innen abgerundeter so genannter "Hohlkehlenbordstein" wirke dagegen abweisend.

Hübner betonte allerdings: "Am besten wären Leitplanken gewesen." Für mehr Knautschzone an Reisebussen sieht Hübner laut "Focus" keine Chance. Um einen "relevanten" Sicherheitsgewinn zu erzielen, hätte das belgische Unglücksfahrzeug fünf Meter Schnauze haben müssen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.03.2012

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