Umfrage: Deutsche gegen Verjährungsfrist bei Kindesmissbrauch

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Kurz vor dem ersten Treffen des Runden Tisches Kindesmissbrauch hat sich die Mehrheit der Deutschen für eine Abschaffung der Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch von Kindern ausgesprochen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Deutschen Kinderhilfe in Auftrag gegeben Infratest-Umfrage, berichtet die in Berlin erscheinende Tageszeitung "Die Welt" (Freitagausgabe). 87 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, die Verjährungsfristen abzuschaffen. Im Ostdeutschland lag die Zustimmung mit 90 Prozent etwas höher als im Westen (86 Prozent).

Auch waren Frauen häufiger dafür als Männer. Am deutlichsten plädierten Befragte mit niedrigerem Schulabschluss für die Abschaffung: 92 Prozent sind gegen die Verjährung, bei den Befragten mit Abitur oder Fachhochschulreife waren es nur 76 Prozent. Besonders junge Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren sind gegen die Fristen: 89 Prozent forderten die Abschaffung; bei den 60plus-Jährigen waren es 85 Prozent.

Bislang verjähren in Deutschland Sexualstraftaten an Kindern nach zehn Jahren, in schweren Fällen nach 20 Jahren. Die Deutsche Kinderhilfe fordert seit längerem die Verlängerung beziehungsweise Abschaffung der Fristen. In einer bereits im März geführten Umfrage im Auftrag der Deutschen Kinderhilfe hatten sich 97 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, den sexuellen Missbrauch von Kindern künftig strafrechtlich als Verbrechen einzustufen und nicht mehr wie bisher als Vergehen.

Nur zwei Prozent der Befragten waren der Ansicht, die bestehende Rechtslage reiche aus.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.04.2010

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