Umfrage: Finanzanalysten uneins über weitere Entwicklung des Euro

Finanzanalysten sind über die Aussichten für den Euro zerstritten.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Wie eine Umfrage der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe) unter 30 Analysten ergeben hat, herrschen bei den Experten erhebliche Meinungsunterschiede. 17 Analysten erwarten, dass das Europageld am Jahresende besser dastehen wird, 13 sehen die Notierungen niedriger. Die niedrigste Vorhersage liegt bei 1,10 Dollar, die höchste bei 1,50 Dollar.

Laut Folker Hellmeyer, dem Chefstrategen der Bremer Landesbank Recht, wird die Währung in zwölf Monaten bei 1,48 Dollar stehen, also mehr als zehn Prozent höher als heute. Für Hellmeyer stellen interessierte Parteien an der Wall Street und in der Londoner City die Lage der europäischen Einheitswährung übertrieben schlecht da - mit dem Ziel, den Euro zu schwächen. Der zum 1. Januar erfolgte Beitritt Estlands zeige hingegen, dass die Idee der kontinentalen Währung weiter Attraktivität ausstrahle.

"Trotz der Attacken aus dem angelsächsischen Lager wird der Euro als zukunftsfähig eingeschätzt." Der Novize aus dem Baltikum weise eine Staatsverschuldung von weniger als acht Prozent aus und beweise, dass die Währungsunion eben nicht nur aus hoch verschuldeten Ländern bestehe. Auf der skeptischen Seite steht Hans-Günter Redeker, Währungsstratege bei der BNP Paribas: "Beim Euro-Gipfel im Dezember mögen sich die Politiker auf einen Mechanismus für 2013 und danach verständigt haben, aber die akuten der der Eurozone sind alles andere als gelöst."

Redeker verweist darauf, dass die Länder der Währungsunion in der ersten Jahreshälfte Staatsschulden in Höhe von einer halben Billion Euro refinanzieren müssen. Es ist vollkommen offen, ob die gewaltigen Summen für finanziell angeschlagene Staaten wie Griechenland, Irland und Portugal oder sogar für Spanien zu akzeptablen Konditionen aufzubringen sein werden. Letztens mussten die Peripherienationen bei ihren 10-jährigen Schuldtiteln Zinsen von 5,4 Prozent (Spanien) bis 12,4 Prozent (Griechenland) bieten.

"Für den Euro bleiben 2011 beträchtliche Unsicherheiten", resümiert Redeker. Wegen all dieser Unwägbarkeit hält er die Gemeinschaftswährung für schwächer als ihr atlantisches Pendant. Im Laufe des Jahres sieht er den Euro auf 1,20 Dollar absacken. Noch skeptischer sind die Experten der Union Bancaire Privée, die sogar ein Absacken auf 1,10 Dollar für möglich halten. Damit könnten Niveaus erreicht werden, wie sie der Euro zuletzt 2003 sah.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.01.2011

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