Umfrage: Kommunen fürchten Kreditklemme durch neue Bankenregeln

Die die neuen Bankenregeln Basel III bereiten den deutschen Kämmerern Sorgen: 77 Prozent der Finanzfachleute der Kommunen rechnen damit, dass sich Basel III für sie bemerkbar machen wird.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Bank unter 200 Finanzverantwortlichen in Kommunen, deren Ergebnisse der Tageszeitung "Die Welt" (28. November 2011) vorliegen. 61 Prozent der Kämmerer rechnen mit schlechteren Konditionen als bisher, 52 Prozent rechnen mit weniger Finanzierungsangeboten, 50 Prozent erwarten gar generelle Finanzierungsprobleme. Und je größer die Kommune, desto größer die Bedenken: in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern rechnen fast 70 Prozent der Finanzbeamten mit steigenden Zinsen für Darlehen.

So mancher Kämmerer wird nach neuen Wegen suchen müssen, um künftig genug Geld zusammen zu bekommen. Mit 126 Milliarden Euro stehen Deutschlands Kommunen in Kreide, mehr als 95 Prozent dieses Geldes kommt von Banken. Auf eine Verknappung der Darlehen scheinen die Städte und Gemeinden schlecht vorbereitet zu sein.

Alternative Finanzierungswege wie Anleihen oder deren unbürokratischere Variante, das Schuldscheindarlehen, spielen für die Kämmerer eine stark untergeordnete Rolle. Nur zwei Prozent von ihnen haben bislang eigene Anleihen platziert, bei Schuldscheindarlehen sind es immerhin 21 Prozent - allerdings schwankt die Nutzung mit der Größe der Stadt: 33 Prozent der Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern haben mindestens einmal zu Schuldscheindarlehen gegriffen, bei Kommunen mit weniger als 50.000 Einwohnern sind es nur noch 13 Prozent. Der Anteil der Städte, die sich mit diesen Themen zumindest einmal beschäftigt haben, liegt kaum höher.

"Noch bis letztes Jahr lebten die Kämmerer in einer heilen Welt, in der es in der Regel kein Problem war, Kredite mit längeren Laufzeiten zu erhalten", sagt Jens Michael Otte, Leiter des Deutschland-Geschäfts mit dem öffentlichen Sektor bei der Deutschen Bank, der "Welt". Er rechnet jedoch damit, dass in einigen Jahren deutlich weniger Geld als heute für Kommunalkredite bereitgestellt werde - eine Sorge, die auch der Deutsche Städtetag teilt. "Unter den Städten und Gemeinden wird zwangsläufig ein Wettbewerb um Bankkredite entstehen dadurch werden die Zinsen steigen, die die Kommunen zahlen müssen", sagt Deutsche-Bank-Experte Otte.

Und je nachdem, wie dramatisch der Schrumpfkurs der Bankbilanzen in den kommenden Jahren noch ausfällt, finden manche Kämmerer womöglich bald niemanden mehr, der ihnen langfristige Kredite gewährt. "Die Kommunen haben noch ein paar Jahre Zeit, aber sie müssen sich auf die neue Lage einstellen, damit sie nicht plötzlich mit einer Finanzierungslücke von mehreren Millionen Euro dastehen", warnt Otte.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.11.2011

Zur Startseite