Umfrage: Schmidt-Eingreifen für Steinbrück für 50 Prozent der Deutschen in Ordnung

Die Hälfte der Bundesbürger findet es richtig, dass der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt den früheren Bundesfinanzminister Peer Steinbrück als Kanzlerkandidaten der SPD protegiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einer Emnid-Umfrage für das Nachrichtenmagazin "Focus" sagen 34 Prozent der Befragten, sie seien mit Schmidts Vorgehen nicht einverstanden. 17 Prozent haben sich noch keine Meinung dazu gebildet oder wollten keine Angabe machen. Unter den Anhängern von SPD, Grünen und FDP sind zwei Drittel mit der klaren und recht frühen Ansage des Altkanzlers einverstanden.

Unter den Unions-Anhängern begrüßen 46 Prozent Schmidts eindeutige Empfehlung. Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid befragte für "Focus" 1002 repräsentativ ausgewählte Personen am 26. und 27. Oktober. Innerhalb der Partei bewerten die Sozialdemokraten das Vorgehen des fast 93-jährigen Schmidt recht unterschiedlich.

Erhard Eppler, einst für kurze Zeit Bundesminister unter Schmidt, sagte "Focus": "Ich muss sagen, das ist sein gutes Recht", sich öffentlich für Steinbrück als Kanzlerkandidaten auszusprechen. "Wenn er überzeugt ist, dass Steinbrück ein guter Kanzler wäre." Es sei "ja kein unumkehrbarer Vorgang, kein Präjudiz, was Schmidt da jetzt gemacht hat", so das SPD-Urgestein aus Baden-Württemberg.

Denn bis zur offiziellen Berufung "fließt ja noch viel Wasser die Spree hinunter". Epplers Fazit: "Die wären ja bescheuert, wenn sie jetzt schon den Kandidaten küren würden." Henning Voscherau, langjähriger Erster Bürgermeister von Hamburg, deutete indes die öffentliche Koketterie Steinbrücks als den Versuch, die Parteilinke abzuhängen: "Vermutlich befürchtet er, dass der Kelch sonst an ihm vorübergeht. Der Widerstand der SPD-Linken um Andrea Nahles ist ja kein Geheimnis", sagte Voscherau "Focus". Dass sich Schmidt so früh stark mache für "seinen Mann", erklärte Voscherau mit dessen Lebensalter: "Wer einem fast 93-Jährigen rät, er hätte mit seiner Empfehlung noch ein Jahr warten können, sollte mal seinen Verstand einschalten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.10.2011

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