Unbegleitete Minderjährige: Kommunen wollen Betreuungsstandards senken

Der Städte- und Gemeindebund (DStGB) fordert wegen der steigenden Zahl unbegleiteter minderjähriger Ausländer eine Absenkung der Betreuungsstandards, um eine Kostenexplosion zu verhindern.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die Versorgung der zumeist jugendlichen Flüchtlinge müsse aus dem herkömmlichen Kinder- und Jugendrecht herausgenommen werden, sagte DStGB-Sozialexperte Uwe Lübking der "Welt". Derzeit sind die Kommunen verpflichtet, die Unbegleiteten in Einrichtungen unterzubringen, die eigentlich für drogensüchtige oder verwahrloste Jugendliche geschaffen wurden. Wegen des Widerstands aus dem Bundesfamilienministerium gegen ein eigenes Leistungsrecht erarbeiten die Kommunalverbände derzeit Vorschläge, die innerhalb des bestehenden Jugendhilferechts zu geringeren Kosten und einer Standardabsenkung bei der Betreuung der betroffenen Minderjährigen führen, etwa sollen Eingereiste, die mit entfernteren Verwandten gekommen sind, nicht mehr als "unbegleitet" gelten.

Ein konkreter Forderungskatalog soll in dieser Woche an das Familienministerium verschickt werden. "Wir gehen mit diesen Jugendlichen, meist sind es 16, 17 Jahre alte Jungs, so um, als handele es sich um deutsche Kinder, die wegen Kindeswohlgefährdung aus ihren Familien genommen werden müssen, mit Vormund und intensiver Betreuung", sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Kretschmer, der "Welt". "Für die Unterbringung minderjähriger Ausländer ist das Jugendhilfe-System nicht ausgelegt, wir müssen es behutsam in ethisch verantwortlicher Weise reformieren."

Viele Jugendliche würden vorgeschickt, um die Familie nachzuholen, ein regelrechtes Geschäftsmodell habe sich rund um diese Jugendliche entwickelt, sagte Kretschmer. "Die Verantwortung für die allein reisenden Jugendlichen tragen zuerst ihre Eltern und nicht der deutsche Staat. Ich schlage vor, klar zu sagen, dass wir die Betreuungskosten von der Familie ersetzt haben wollen, wenn sie ein Kind nach Deutschland schickt. Dieses Geschäftsmodell auch noch damit zu belohnen, dass die Familie nachziehen darf, ist der falsche Weg."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 01.02.2016

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