Unternehmen fordern Bildungsoffensiven in Kindergärten und Grundschulen

Führende deutsche Unternehmensvertreter appellieren an die Wirtschaft, angesichts des dramatischen Mangels an qualifizierten Fachkräften stärker in Kindergärten und Schulen zu investieren.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Die Unternehmen müssen sich engagieren. Wenn sie qualifizierten Nachwuchs haben wollen, bleibt ihnen keine andere Wahl", sagte Gerhard Braun, Vizepräsident des Bundesverbands der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der "Welt am Sonntag". Die Forderung wird von führenden Industrieunternehmen aufgegriffen.

"Bildung ist für unser Land wie Sauerstoff für unsere Lunge: zu wenig davon - und uns geht die Puste aus", sagt Dieter Zetsche, Daimler-Vorstandsvorsitzender. Bosch-Vorstandschef Franz Fehrenbach erklärt: "Wir wollen den vielen kreativen Kindern und Jugendlichen im Land früh genug zeigen, dass Technik Spaß macht." Bosch und Daimler gehören zu den mittlerweile fast 100 Mitgliedern der Initiative Wissensfabrik.

Die Mitgliedsunternehmen bekennen sich zum Ziel, unter Kindern die Begeisterung für Naturwissenschaften zu wecken. Sie bilden etwa Erzieher und Lehrer aus und stellen Kindergärten und Schulen Arbeitsmaterial zur Verfügung. Die Unternehmen reagieren damit auf den sich bereits abzeichnenden Mangel an Ingenieuren.

"Es heißt, dass in China jährlich Hunderttausende Ingenieure die Hochschulen verlassen - in Deutschland ist es ein Bruchteil davon", sagt Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung des Maschinenbauers Trumpf. "Sicher kann man die Qualifikation nicht Eins zu Eins vergleichen; aber es steht fest, dass der Wettbewerb schärfer wird." Dass bereits unter Kindern für Ingenieurberufe geworben werden muss, darin sind sich die Experten einig.

"Viele Kinder kommen erst im Gymnasium mit naturwissenschaftlichen Themen in Kontakt", sagt Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft in München. "Dann ist es häufig zu spät, um noch Faszination erzeugen zu können." Die Politik begrüßt das Engagement der Unternehmen. "Für die weiterführenden Schulen sind die Bildungspartnerschaften mit Unternehmen ein absolutes Erfolgsmodell", sagt Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD). Sie sehe "Unternehmen zusammen mit dem Kultusministerium und den Schulen in gemeinsamer Verantwortung".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.05.2012

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