Veltins-Chef Huber: Brauwirtschaft steht vor einer Konsolidierung

Deutschlands Brauwirtschaft steht nach Ansicht von Veltins-Chef Michael Huber vor einer Konsolidierung: "Der Kampf ums wirtschaftliche Überleben ist deutlich härter geworden. In der Branche tobt ein knallharter Verdrängungswettbewerb, den können nicht alle überleben", sagte der Generalbevollmächtigte der Sauerländer Privatbrauerei, der "Welt am Sonntag" (Ausgabe vom 17.April). Irgendwann werde es zwangsläufig zu Übernahmen und Betriebsaufgaben kommen. Veltins sieht sich in dieser Gemengelage in der Rolle des Käufers.

"Wir prüfen und testen gerade sehr viel und denken dabei auch an Übernahmen sowohl im Bierbereich als auch darüber hinaus", sagte Huber. Auch Kooperationen seien für ihn eine Alternative. "Aber die scheinen zu meinem großen Erstaunen unmöglich."

Vor einigen Jahren schon habe er Partner gesucht, etwa für die gemeinsame Nutzung einer Flaschensortieranlage - mit ernüchternden Ergebnissen. Ein Brauer gehe lieber unter als mit der Konkurrenz zusammenzuarbeiten, habe er lernen müssen. "Hier lebt jeder noch immer in seiner eigenen kleinen Welt."

Im Fall einer Konsolidierung sieht Huber Veltins in einer guten Position. "Der Biermarkt ist seit vielen Jahren rückläufig, dennoch sind wir kontinuierlich gewachsen", begründete der Manager. Und auch aktuell laufe es gut: Während der Gesamtmarkt hierzulande im ersten Quartal um 0,5 Prozent rückläufig war, habe der Veltins-Absatz in den ersten drei Monaten um 3,5 Prozent zugelegt.

Zuwächse gab es dabei Huber zufolge bei der Hauptsorte Pils, vor allem aber beim Spezialitäten-Bier "Grevensteiner". "Spezialitäten-Biere sind derzeit der ganz große Trend in der Branche", sagte Huber. "Das Wachstum in diesem Bereich ist unglaublich." Mit rund 40.000 Hektolitern habe Veltins bei Grevensteiner ursprünglich geplant, nun rechne die Brauerei mit einem Absatz von rund 140.000 Hektolitern im Jahr 2016. Ins Craft-Beer-Segment will Veltins hingegen nicht einsteigen. "Das ist eine Mini-Mini-Nische", sagte Huber und sprach von einem "stark gehypten Trend". Es gebe sicherlich Craft-Brauer, die langfristig ihren Platz in der Branche finden würden. "Die meisten aber bleiben ohne jede Bedeutung." Trotzdem freue er sich über die große Aufmerksamkeit für das neue Segment. "Dadurch ist Bier wieder im Gespräch." Dass dabei auch einige Craft-Brauer das mittlerweile 500 Jahre alte Reinheitsgebot in Frage stellen, ficht Huber nicht an. Für Veltins sei das Reinheitsgebot dennoch Gesetz. "Weil es ein unabdingbares Qualitätsmerkmal für deutsches Bier ist, eine Art Premium-Siegel", sagte der Veltins-Chef. Das Jubiläum des Reinheitsgebots wird Ende nächster Woche gefeiert, zum einen mit einem Festakt in Ingolstadt, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnimmt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 17.04.2016

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