Verbände: Brief an ASU-Mitglieder heizt Streit unter Unternehmensverbänden an

Der Streit unter drei Unternehmensverbänden um den richtigen Kurs in der Euro-Rettung geht in die nächste Runde.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Brief an seine Mitglieder, der der "Welt am Sonntag" vorliegt, bezichtigt der Präsident von "Die Familienunternehmer – ASU", Lutz Goebel, den mächtigen Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) der Indiskretion. Ein vertraulich gehaltener Brief von ihm an den designierten BDI-Chef Ulrich Grillo sei "offensichtlich vom BDI an die Presse gegeben worden", schreibt Goebel. Das sei "schon ein ungewöhnlicher Stil".

Und weiter: "Wenn ich davon ausgegangen wäre, dass ein persönlich geschriebener Brief an Herrn Grillo direkt an die Medien weitergereicht wird, hätte ich den Brief anders oder gar nicht geschrieben." Goebel hatte sich Ende Juni in seinem Brief an Grillo bemüht, Meinungsverschiedenheiten zwischen von Familienunternehmern und BDI zur Politik der Bundesregierung in der Euro-Krise zu entschärfen. Es gebe da insgesamt "mehr Gemeinsames als Trennendes", schrieb er.

Außerdem distanziert sich der ASU-Präsident, der rund 5.000 Mittelständler in Deutschland vertritt, von der Stiftung Familienunternehmen und ihrem Vorstand Brun-Hagen Hennerkes. Dieser repräsentiere ja "nur 350 Unternehmer, vorwiegend mittlerer Größe" und er pflege "doch einen ziemlich lauten Stil". Der Brief war an die Medien gelangt.

Nun schlägt Hennerkes zurück: "ASU-Präsident Goebel handelt völlig unprofessionell", sagte Hennerkes der "Welt am Sonntag". "Es war hinterhältig, uns schlecht zu machen in einem Brief, von dem wir ohne die Medien nie erfahren hätten." Inhaltlich liegen die beiden Vertreter von Familienunternehmen sogar auf einer Linie.

In seinem Mitgliederbrief spricht sich Goebel dagegen aus, bei der Euro-Rettung "immer neue Maßnahmen mitzutragen, die zu einer schleichenden Erosion der Verknüpfung von Risiko und Haftung führen". Hennerkes sagt: "Herr Goebel und ich haben inhaltlich gar keine Differenzen." Anderer Auffassung ist dagegen der BDI, der als Dachverband für mehr als 100.000 Unternehmen in Deutschland spricht. Dessen amtierender Präsident, Hans-Peter Keitel, schrieb Ende Juni an seine wichtigsten Unternehmens- und Verbandsvertreter, dass er den europapolitischen Kurs von Angela Merkel unterstütze.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.07.2012

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