Verband privater Großbanken kritisiert Rolle der Regierung bei Euro-Rettung

Der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, Andreas Schmitz, hat die Rolle der Regierung bei der Euro-Rettung scharf kritisiert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Vor dem Hintergrund von Streitigkeiten über Rekapitalisierungspläne und einer möglichen Ausweitung der Mithaftung der Finanzinstitute bei einem Schulden-Schnitt sagte er Bild.de: "Die Politik darf uns jetzt nicht den Krieg erklären- sondern lieber mit uns bei Wasser und Brot ins Kloster gehen und arbeiten, bis weißer Rauch aufsteigt und es eine gemeinsame Lösung gibt." Schmitz betonte, dass das zugrunde liegende Problem im Gegensatz zur Krise nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers dieses Mal bei den Staaten sei: "Wir haben keine Bankenkrise sondern eine politische Vertrauenskrise. 2008 haben manche Banken die Staaten in Schwierigkeiten gebracht. Heute ist es umgekehrt. Manche Staaten bringen einige Banken in Schwierigkeiten." Er betonte weiter: "Die Staaten haben zu lange auf Pump gelebt und hohe Schuldenberge angehäuft. Jetzt glauben die Investoren in Asien, in Nordamerika den europäischen Regierungen nicht mehr, dass sie ihre Schuldenprobleme in den Griff kriegen. Warum sollten Sie dann deren Staatsanleihen kaufen?" Hart ins Gericht geht Schmitz dem Bericht zufolge mit der politischen Führung in Deutschland und Europa: "Jeden Tag werden neue Vorschläge gemacht - und mit der Politik getroffene Verabredungen sind zu schnell Schnee von gestern. Die Banken wurden zum Beispiel letztes Jahr von der Politik gebeten, die griechischen Staatsanleihen zu halten. Heute werden sie dafür geprügelt." Schmitz präzisierte: "Die Art und Weise, wie die europäische Politik die Krise managt, führt jetzt dazu, dass man den Banken helfen muss." Schmitz bekräftigte die ablehnende Haltung der privaten Banken zu vorbeugenden Finanzspritzen durch den Staat: "Nicht die Kapitalausstattung der Banken ist das Problem, sondern die Tatsache, dass Staatsanleihen ihren Status als risikofreie Anlagen verloren haben. Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt darin, dass Regierungen das Vertrauen in die Solidität der Staatsfinanzen wiederherstellen." Der Branchen-Repräsentant erklärte, dass eine forcierte Verstärkung des Eigenkapitals von Banken kontraproduktiv sein könnte: "Banken haben ihr Eigenkapital längst erhöht. Das war eine Lehre aus der Krise. Ihnen jetzt gegen ihren Willen Eigenkapital aufzuzwängen, verschlimmert die Krise nur, denn die Staaten müssten sich dafür weiter verschulden." Der Bankenverbands-Präsident schloss dabei nicht aus, dass bestimmte Finanzinstitute Hilfen bräuchten: "Es mag einzelne Banken in Europa geben. Das knappe Geld sollte nicht wie mit der Gießkanne allen Banken aufgezwungen werden, sondern zielgerichtet nur denen gegeben werden, die in Not sind."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 15.10.2011

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