Der international tätige Verkehrsberater Axel Friedrich, ehemals Abteilungsleiter im Umweltbundesamt, sagt nach den bekannt gewordenen Fällen von VW und Renault um problematische Abgaswerte weitere Fälle voraus.
Wolfsburg (dts Nachrichtenagentur) - "Es handelt sich um ein flächendeckendes Problem - fast alle Hersteller haben zu hohe Stickoxidemissionen", sagte Friedrich der Wochenzeitung "Die Zeit". Dass VW und jetzt auch Renault Manipulationen erst mal bestreiten, sei typisch. Die Fehlleistung von Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller bei seinem missglückten Interview in den USA zeige, "dass der Glaube in der Automobilindustrie, hier nichts Falsches gemacht zu haben, weit verbreitet ist – und nicht nur bei Herrn Müller. Und wenn man müde ist, kommt das, was man wirklich glaubt, wieder hoch." Friedrich, der die Branche seit Jahrzehnten kennt, stellt fest: "Die Automobilmanager glauben nicht nur bei VW, dass es reicht, das Abgasverhalten auf dem Prüfstand zu optimieren." Das sei "eine absolute Fehleinschätzung".
Wenn die Aufsichtsbehörden das reale Abgasverhalten der Diesel-Pkw "ordnungsgemäß untersuchen, werden noch mehr Hersteller auffällig werden". Auch beim Kraftfahrt-Bundesamt und bei der deutschen Politik prangert er Versäumnisse an: "Da gab es Tests und auch Auffälligkeiten – aber Verkehrsminister Alexander Dobrindt hat entschieden, bisher nichts zu veröffentlichen." Sein Fazit im Interview: "Wir kennen bislang nur die Spitze des Eisbergs, wir brauchen eine neue Kultur und eine neue Struktur der Zulassungsmethode. Ein Ende der Kumpanei zwischen Politik, Industrie und Zulassungsbehörden." Und: "Wir brauchen die Abgaswerte im realen Leben, Laborwerte interessieren doch nicht." Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.01.2016 Zur Startseite