Vermögensverwalter warnen vor Mittelstandsanleihen

Deutsche Vermögensverwalter warnen Anleger vor Risiken am Markt für Mittelstandsanleihen, mit denen sich kleinere und mittlere Unternehmen gegen hohe Zinsen Geld am Kapitalmarkt besorgen.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - "Bei Mittelstandsanleihen sehen wir die Gefahr einer Blasenbildung", sagt Martin Wilhelm, Vermögensverwalter in Kiel und Manager des Acatis IFK Value Renten. Wilhelm, der auch ein Buch über "Mittelstandsanleihen" mitverfasst hat, betrachtet es mit Sorge, dass Anleger nur auf die Rendite schielen und die Fundamentaldaten der Firmen außen vor lassen. "Manche der Emissionen würde ich nicht mit der Kneifzange anfassen", sagt der Portfolio-Manager Reinhard Hellmuth von der ICM InvestmentBank in Berlin.

"Da reden wir im Grunde von Junk-Bonds." Wenn ein Papier neun Prozent biete, klinge das nach viel, aber die Eigenkapitaldecke sei eben auch sehr dünn. Er selbst halte sich aus dem Segment lieber heraus.

"Die Suche nach Renditen über dem Inflationsniveau treibt Anleger in diesen Bereich", sagt Lutz Hering, Marktstratege bei der Vermögensverwaltung Damm Rumpf Hering in Dresden. Teilweise werde der Renditehunger der Anleger gezielt ausgenutzt, um Anleihen minderer Qualität zu platzieren. "Zu hoffen ist, dass dieses junge Segment der Mittelstandsanleihen nicht seine Jünger verbrennt wie einst der Neue Markt, als die Chancen unendlich schienen und die Risiken verdrängt wurden".

Anleger haben allein seit diesem Frühjahr mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Papiere gesteckt. Insgesamt ist das Segment der Mittelstandsanleihen 4,2 Milliarden Euro schwer. Dabei ist es schon zu Totalausfällen gekommen.

Zu einer differenzierten Betrachtung ruft Alexander Daniels, Vorstand bei der Knapp Voith Vermögensverwaltung in Hamburg auf: "Man sollte nicht gleich den gesamten Markt verurteilen." Bei den Papieren gebe es durchaus auch welche mit interessantem Risiko-Rendite-Profil. Unerlässlich bleibe indessen die intensive Beschäftigung mit dem Unternehmen und dessen Bilanz.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.06.2013

Zur Startseite