Verteidigungsexperten beklagen bedingte Einsatzfähigkeit deutscher Spezialkräfte in Afghanistan

Wegen fehlenden eigenen Luftfahrtgeräts könnten sich die Bundeswehr-Spezialkräfte in Afghanistan schon bald als nur bedingt einsatzbereit erweisen, sobald die US-Truppen samt ihrer Spezialluftfahrzeuge wie geplant abziehen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das kritisierten die Wehrexperten Elke Hoff (FDP) und Omid Nouripour (Grüne) gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe). Jahrelang sei der Mangel an rettungs- und gefechtstauglichem eigenem Fluggerät zur Aufrechterhaltung der Rettungskette auch nachts und im Gefechtsfall eher folgenlos beklagt worden. Der Minister räumte in einem Brief an Elke Hoff ein, es gebe nur eine "Teilbefähigung": Rettung und Rückführung von Personal werde "nur unter Bedrohung geringer Intensität vom beziehungsweise am Boden und ohne Bedrohung aus der Luft sichergestellt werden".

Der Rest müsse "gegebenenfalls" mit Unterstützung von Partnern erfolgen. Dafür gebe es "vorzeigbare Ergebnisse". Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, hatte in der vergangenen Woche bei der Präsentation der neuen Bundeswehrreform vor Journalisten noch gesagt: Man arbeite für Afghanistan an der Zurverfügungstellung eines voll einsetzbaren Rettungs-Medevec-Hubschraubers und beim Fluggerät für die Spezialkräfte "mit Hochdruck" an einer Lösung, wenn die US-Truppen "ausdünnen".

Für die Umsetzung dieses Versprechens sei die Beschaffung in der Bundeswehr "viel zu schwerfällig und viel zu kompliziert", meinte Omid Nouripour. Es gebe nur noch die Hoffnung, dass die US-Truppen den Rettungshubschrauber "in ausreichender Zahl" in Afghanistan bei der Bundeswehr belassen. Allerdings werde, "je mehr sich die Lage verschärft, das Defizit der Bundeswehr immer deutlicher".

Wenn sich ein Soldat im Gefechtsfeld verletze, "ist die entscheidende Frage, ob man ihn rechtzeitig herausbekommt und nicht, ob der Minister erklärt, man sei ,schon vorangekommen`". Nouripour ergänzte: "Wenn man die Generäle vor Ort fragt, was beim US-Abzug mit den taktischen US-Luftfahrzeugen passiert, dann sagen die: Wir werden nicht sterben, aber wir werden einfach nicht mehr in die Fläche gehen." Man müsse dann im Feldlager bleiben, wie in den Jahren zuvor.

Aber abgestimmte Operationen mit der afghanischen Armee, wie es der aktuellen Strategie entspräche, "kann man nicht im Feldlager üben, sondern nur draußen", so der Grünen-Politiker. FDP-Wehrexpertin Elke Hoff intervenierte bei de Maizière, dass die Truppe mit der Verweigerung eigener tauglicher Hubschrauber den internationalen Verpflichtungen "nur in unzureichendem Maße" nachkomme und so die Leistungsfähigkeit deutscher Spezialkräfte "in hohem Maße limitiert" sei.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.09.2011

Zur Startseite