Verteidigungsministerium schützt Gorch-Fock-Kapitän

Das Bundesverteidigungsministerium ist dem Eindruck einer Vorverurteilung des zeitweilig abberufenen Kapitäns des Segelschulschiffs "Gorch Fock" im Zuge der jüngsten Ermittlungen nach dem Tod einer Offiziersanwärterin entgegen getreten.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Es gebe "keinerlei Vorverurteilung", sagte ein Ministeriumssprecher gegenüber der "Leipziger Volkszeitung". "Kapitän Norbert Schatz erhielt das Kommando als sehr bewährter Offizier". Dies gelte unverändert, auf jeden Fall bis zur Vorlage der Ergebnisse der eingesetzten Untersuchungskommission.

Schatz wird in dieser Woche zurück in Deutschland erwartet. Diese Kommission, die am Donnerstag an Bord der "Gorch Fock" ihre Arbeit aufnehmen wird, soll dabei, nach Informationen der Zeitung, auch den mittlerweile nicht nur bei Medien sondern auch bei der Marine eingegangenen zahlreichen Vorwürfen im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen nachgehen. Erneut solle in diesem Zusammenhang auch der Fall der 18-jährigen Kadettin nachgeprüft werden, die am 3. September 2008 auf mysteriöse Weise trotz einer 1,50 Meter hohen Reling vor Norderney über Bord des Segelschulschiffes gegangen war und Tage später vor Helgoland tot aus dem Meer geborgen wurde.

Zwischenzeitliche staatsanwaltschaftliche Ermittlungen hatten zu keiner Konkretisierung der Ereignisse geführt. Offenkundig gibt es in diesem Zusammenhang erneute Mutmaßungen über den Verdacht einer vorausgegangenen sexuellen Nötigung oder gar Vergewaltigung an Bord. Beschwert haben sich mittlerweile auch männliche Soldaten, die auf der "Gorch Fock" von Teilen der Stammbesatzung homosexuell belästigt worden seien.

Im Zusammenhang mit den internen Marine-Ermittlungen nach dem tödlich geendeten Sturz aus der Takelage bei der vorerst letzten Ausbildungsfahrt der "Gorch Fock" haben sich Soldaten derweil intern über die ihrer Ansicht bewusst zurückhaltende Aufklärung der seinerzeit befassten Marine-Aufklärer beschwert. Von dem "Ehrenkodex des Totschweigens bei der Marine" sprechen ehemalige Soldaten der "Gorch Fock". Damals bereits vorgebrachte Vorwürfe gegen Teile der Stammbesatzung wegen sexueller Bedrängungen und ausbildnerischen Zwänge hätten die Aufklärer nicht zur vertieften Nachfrage veranlasst, lauten die Klagen, die mittlerweile auch das Amt des Wehrbeauftragten erreicht haben.

So sei schon vor Wochen die bordeigene "Kameradschafts-Kasse" beklagt worden, die im Zusammenhang mit sexuellen Erfolgen an Bord regelmäßig aufgefüllt worden sei. Im Fall der Ungereimtheiten beim Feldpost-Transport in Afghanistan, der zu 20 bisher ungeklärten Vorfällen geführt hat, wird, nach dem Bericht der Zeitung, in dem fertig gestellten Untersuchungsbericht unter anderem darauf hingewiesen, dass es sich bei einigen beklagten Post-Öffnungen teilweise doch um interne Maßnahmen, beispielsweise nach Zoll-Kontrollen, gehandelt haben könnte.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.01.2011

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