Volkswirte verteidigen Trichets Krisenpolitik gegen Kritik

Führende Ökonomen in Deutschland haben das Euro-Krisenmanagement des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, gelobt und zugleich die Hoffnung geäußert, dass sein Nachfolger Mario Draghi diesen Kurs fortsetzt.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - So sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn im "Handelsblatt": "Der scheidende EZB-Präsident hat das Richtige zur Rettung des Euro getan." Letztendlich könne nur die EZB die Währung retten. Solange die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone der Auffassung seien, kein Mitgliedsland der Währungsunion pleite gehen zu lassen, müsse die EZB zur Not dessen Anleihen auf dem Sekundärmarkt kaufen, so Horn weiter.

Denn laut dem Maastrichter Vertrag sei die EZB verpflichtet, in Einklang mit den Grundsätzen der Wirtschaftspolitik zu handeln solange die Preisstabilität nicht gefährdet ist. "Dies war nicht der Fall; folglich hat der EZB-Präsident kein Tabu gebrochen, sondern sich schlicht pflichtgerecht verhalten", betonte der IMK-Chef. Von seinem Nachfolger Draghi sei zu erwarten, dass er diese Politik fortsetzt Für den Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, wird Trichet als "wahrer Europäer" an der Spitze der EZB in die Geschichtsbücher eingehen.

"Allerdings haben europäisch gesinnte Geldpolitiker gegenwärtig einen schweren Stand in einem Europa, das eben politisch nicht geeint ist", so Kater. "Die europäischen Realitäten haben Trichet das Notenbankleben schwer gemacht, in dem er aber auch viele Erfolge verbuchen konnte, so um die Preisstabilität oder um die Bewältigung der Finanzkrise." Draghi werde einen "pragmatischen Krisenkurs" steuern, ist sich Kater sicher.

Er werde "die EZB dort ins Spiel bringen, wo sie Finanzstabilität erhalten muss, sie aber insgesamt so weit wie möglich von der Finanzpolitik fern halten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.10.2011

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