Von Beust wirft CDU Rückständigkeit vor

Der frühere Erste Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust (CDU), hat seiner Partei Rückständigkeit, Angst und mangelnden Respekt insbesondere vor den großstädtischen Realitäten vorgeworfen.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Anders als die Grünen beziehe die Union ihre Zukunftsvisionen nach wie vor aus der Zeit des Kalten Kriegs und gebe die Antwort auf Fragen, die keiner mehr stelle, sagte er im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". So interessiere etwa der Anti-Kommunismus der CDU "heute kaum mehr einen Menschen". Ebenfalls überkommene "Reflexe" sieht Beust im "andauernden Widerstand der Partei gegen die Anerkennung von schwulen Partnerschaften oder in der Rede davon, dass Deutschland kein Einwanderungsland" sei.

Das zuletzt beschlossene Betreuungsgeld wiederum hält er für "ein fatales Symbol", weil es vor allem in Großstädten "völlig an der Lebenswirklichkeit der Leute vorbeigeht". Denen gehe "es doch vielmehr um die Fragen: Wie hoch sind die Kita-Preise? Wie lange die Wartezeiten? Wo ist die beste Kita?" Den Konservativen in seiner Partei warf Beust vor, "dass sie die CDU als zu wenig konservativ kritisieren, ohne konkret zu sagen, was das heißt. Sie reduzieren den Konservatismus auf etwas Gefühliges, Waberndes: Das eine tut man eben irgendwie, und das andere tut man irgendwie nicht."

Programmatisch könne man das als Partei gar nicht formulieren. Aus Angst vor dem Vorwurf, den konservativen Kern der Partei zu verraten, würden viele Dinge, "die man zeitgeistig nennen mag", nicht gemacht, "obwohl manche hinter vorgehaltener Hand sagen, eigentlich wäre es vernünftig", sagte Beust der Zeitung.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 10.11.2012

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