Von Dohnanyi kritisiert Umgang mit deutschem Widerstand gegen Hitler

Zum Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 hat der SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi den Umgang mit dem deutschen Widerstand kritisiert: "Wir kümmern uns heute vorrangig um die Opfer der NS-Herrschaft, von denen die meisten selber allerdings nichts getan haben oder tun konnten, um Widerstand zu leisten", sagte der 85-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Das verdient auch unsere Erinnerung, unseren Respekt und unser Nichtvergessen. Aber die wahren Wahrzeichen dieser Zeit waren diejenigen, die sich nicht gebeugt haben und das Risiko eingegangen sind, ohne dass sie verfolgt waren. Sie haben sich selbst entschieden. Und wir vergessen sie zu oft." Klaus von Dohnanyi erinnerte sich an den Tod seines Vaters Hans, den die Nazis als Widerständler ermordeten: "Ich war 16 bei Kriegsende. Meine Widerstandskraft, um solch einen Schmerz zu überwinden, kam wohl aus der Kraft des Lebens, aus dem Lebenswillen", sagte er "Focus".

"Das Leben stellt sich zwischen jedes Leid." Hans von Dohnanyi starb im April 1945 am Galgen im KZ Sachsenhausen, weil er zum Kreis der Verschwörer gegen Hitler zählte. Er hatte zudem mehrere Juden vor dem Holocaust retten können.

"Mein Vater hat kein Grab, genauso wie mein Onkel Dietrich Bonhoeffer, er blieb irgendwo verbrannt oder verscharrt im KZ Sachsenhausen", so Klaus von Dohnanyi. Bei der Gedenkfeier für seinen Vater 2003 in Berlin, als Vertreter der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ins Bonhoeffer-Haus kamen, habe ihn der Besuch der damaligen Oppositionsführerin Angela Merkel (CDU) mit ihrem Mann besonders bewegt, berichtete Klaus von Dohnanyi. "Es waren übrigens die einzigen politisch hervorgehobenen Leute, die dabei waren. Meine Parteifreunde waren eingeladen und kamen nicht. Ich habe das nicht verstanden. So etwas hinterlässt Spuren."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.07.2013

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