Von der Leyen: Knapp 20 Prozent wollen keine Hilfe für ihre Kinder

Knapp ein Fünftel der berechtigten Geringverdiener (19 Prozent) hat auch auf Nachfrage kein Interesse am Bildungspaket der Bundesregierung.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das hat eine Allensbach-Studie im Auftrag des Bundessozialministeriums ergeben. Bundessozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der "Bild-Zeitung" (Montagausgabe): "An diese 19 Prozent müssen wir ran. Es geht um die Zukunftschancen der Kinder, damit sich das Hartz-IV-Schicksal ihrer Eltern nicht wiederholt."

Eltern, die sich nicht um die Bildung ihrer Kinder kümmern, sollen künftig von Sozialarbeitern zu Hause besucht werden, so von der Leyen: "Wenn Info-Briefe und gezielte Ansprache in Kitas und Schulen nicht reichen, müssen Sozialarbeiter eben vor der Tür stehen und bei den Eltern nachfassen." 400 Millionen Euro sind bis 2014 jährlich für Sozialarbeiter eingeplant. Von den rund 2,5 Millionen armen Kindern hatten Ende April kaum zehn Prozent die neuen Hilfen bekommen, weil die Eltern keinen Antrag stellten.

Ein Runder Tisch zum Thema soll am Dienstag eine Zwischenbilanz ziehen. "Die Umfrage zeigt auch, dass Anfang Juni 25 Prozent der Berechtigten das Bildungspaket schon bekamen oder bereits Anträge gestellt hatten, 43 Prozent wollen noch Anträge stellen. Alles hängt davon ab, wie intensiv sich die Ämter um die Familien bemühen", so die Ministerin.

Der Forderung nach einer Bar-Auszahlung des Geldes an die Eltern, wie sie vor allem von der CSU erhoben wurde, erteilte von der Leyen erneut eine Absage: "Einfach mehr Bargeld für die Bildung bedürftiger Kinder wäre vielfach verpufft." Den Vorwurf von Opposition und Sozialverbänden, das Bildungspaket sei zu bürokratisch, wies von der Leyen zurück: "Von Menschen, die Hartz-IV-Anträge ausfüllen, kann man auch verlangen, dass sie für die Bildung der Kinder ein Formular einreichen. Dass die Antragszahlen bei den Kinderzuschlags- und Wohngeldkindern deutlich höher sind, zeigt doch, dass es geht. Ich bin sicher, dass wir im nächsten Jahr, wenn die Kinderkrankheiten kuriert sind, viel positiver über das Bildungspaket sprechen." Auch über die Verwendung des Bildungsgeldes gibt die Allensbach-Studie Auskunft. "Bei Sportvereinen und beim Mittagessen klappt es schon ganz gut", so die Ministerin. "Nach Musikschul-Unterricht ist wenig Nachfrage, bei der Nachhilfe wird es erst im neuen Schuljahr richtig losgehen, wenn im Herbst die ersten schlechten Noten reinrasseln. Aber dann müssen wir auch gut aufgestellt sein."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.06.2011

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