WZB-Präsidentin fordert Ausbau der Betreuung kleiner Kinder

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), Jutta Allmendinger, hat eine konzertierte Aktion von Familien-, Arbeits- und Bildungsministerium für den Ausbau der Betreuung kleiner Kinder gefordert.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Ich sehe nicht, dass wir das Ziel erreichen werden, bis zum Jahr 2013 für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz zu haben", sagte Allmendinger der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). "Angesichts der Probleme, die wir in unserem Bildungssystem für die frühe Kindheit haben, sollte man den Mut zu einer grundlegenden Umschichtung der Leistungen in die ersten Lebensjahre haben", sagte Allmendinger. Die Regierung müsse sich bei ihren familienpolitischen Leistungen auf die frühe Lebensphase der Kinder konzentrieren, "und zwar über die Bereitstellung von Infrastruktur und nicht über individuelle Zahlungen".

Das Kindergeld solle man entweder streichen, oder, "was die Dauer der Zahlung angeht, kürzen oder einkommensabhängig machen", sagte Allmendinger der Zeitung. Gute frühkindliche Betreuung schlage gleich drei Fliegen mit einer Klappe, glaubt Allmendinger: "Wir hätten weniger Bildungsprobleme, wir hätten mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt, und wir hätten natürlich auch, und das betrifft dann das Familienministerium, eine wesentlich bessere Kinderentwicklungspolitik. Die Ressorts müssen hier deutlich stärker an einem Strang ziehe", forderte die WZB-Chefin.

Die Bundesregierung möchte angesichts des drohenden Fachkräftemangels mehr Mütter in bezahlte Arbeit holen - wie sie das schaffen will, ist unklar. "Damit mehr Frauen arbeiten gehen, müssen wir auch die finanziellen Anreizsysteme verändern", sagte Allmendinger. Sie sprach sich für die Abschaffung des Ehegattensplittings aus.

Zudem müsse es eine "weniger starke Trennung zwischen Männerberufen mit gutem Einkommen und Frauenberufen mit schlechten Einkommen geben. Und gleichen Lohn für vergleichbare Arbeiten", forderte die Soziologin.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 30.05.2011

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