Wanka: "Nicht jeder Abiturient muss studieren"

Angesichts des Bewerbermangels für viele Ausbildungsberufe und der steigenden Zahl von Studierenden fordern Experten und Politik einen Mentalitätswandel.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Nicht jeder Abiturient muss studieren. Die hohe Zahl von Studienabbrechern gibt uns einen Hinweis darauf, dass bei vielen jungen Leuten falsche Vorstellungen über ein Studium herrschen." Schüler sollten "besser über ihre Aussichten auf ein erfolgreiches Studium aufgeklärt" werden.

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte "Focus": "Wir brauchen eine ehrliche gesellschaftliche Diskussion darüber, wieviel Hochschulabsolventen unsere Gesellschaft benötigt." Gymnasien täten zuwenig, um die Schüler auf die Berufswelt vorzubereiten. "Jedes Gymnasium bräuchte jemanden, der sich nur darum kümmert und die Schüler kompetent beraten kann."

Dem stimmte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer zu: "Gymnasien sollten bundesweit verpflichtet werden, Berufsorientierung anzubieten", sagte er "Focus". "Viele junge Leute sind fehlgeleitet." Auch Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin, der die Debatte über den "Akademisierungswahn" angestoßen hatte, monierte, dass die Gymnasien ein "einseitiges, akademisches Bild der Berufswelt vermitteln".

Er sagte "Focus": "Ich beobachte, dass die Zahl der ungeeigneten Studenten zunimmt. Viele tun sich schon schwer, grammatikalisch korrekt zu formulieren. Eine Lehre wäre oft die Erfolg versprechende Alternative."

Im vergangenen Jahr haben erstmalig mehr junge Leute ein Studium aufgenommen als einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Das Bundesbildungsministerium steuert mit Projekten gegen und will Studienabbrecher für die duale Ausbildung gewinnen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.06.2014

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