Wanka warnt vor Wildwuchs bei neuen Studiengängen

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat kurz vor dem Start des Wintersemesters vor einem Wildwuchs durch die Schaffung immer neuer Studiengänge gewarnt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Das Studium liefert das Rüstzeug für ein ganzes Leben. Studiengänge müssen daher ein breites Wissensspektrum vermitteln", sagte Wanka der "Welt am Sonntag". Eine umfassende wissenschaftliche Qualifikation sei unabdingbar und müsse auch der Anspruch an den Hochschulen sein.

Die Studierendenschaft sei vielfältiger geworden und die Hochschulen hätten mit ausdifferenzierten Angeboten reagiert. "Eine Überspezialisierung ist jedoch zu vermeiden", forderte Wanka. Die Zahl der Studiengänge hat einen neuen Spitzenwert erreicht.

Die Hochschulrektorenkonferenz verzeichnet derzeit 18.199 verschiedene Angebote. Laut dem Gemeinnützigen Zentrum für Hochschulentwicklung (CHE) starten allein im Wintersemester 1077 neue. Lediglich 310 fallen dagegen weg.

Der deutsche Hochschulverband sieht die Entwicklung ebenfalls kritisch: "Was einmal ein Hauptseminar war oder in zwei Semestern abgehandelt wurde, ist zum ganzen Studiengang erstarkt", sagte Michael Hartmer, Geschäftsführer des Verbands, der Zeitung. Die Universität habe einen Teil ihrer Würde verloren. Sie werde politisch und vom Bedarf der Wirtschaft bestimmt.

"Statt die Berufsfähigkeit zu fördern, ethische Werte und eine für viele Berufe befähigende Bildung zu vermitteln, fördert sie die konkrete Berufsfertigkeit", beklagte der Verband, der die Lehrenden vertritt. "In Bachelor-Programmen sollte der Fokus auf die Grundlagen gelegt und eine starke Spezialisierung vermieden werden", sagte auch der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler. Die größere Spezialisierungsvielfalt in den Masterstudiengängen nennt Hippler hingegen "begrüßenswert". "Welche dieser ausdifferenzierten Studiengänge auf längere Sicht Bestand haben werden, wird die studentische Nachfrage regeln", sagte Hippler der "Welt am Sonntag".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.09.2015

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