Wehrbeauftragter will psychologische Regeluntersuchungen für Soldaten

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Klaus-Peter Bartels (SPD), hat die Einführung regelmäßiger psychischer Untersuchungen von Bundeswehrsoldaten gefordert, um ihre psychische Fitness zu testen: "Es gibt im Verteidigungsministerium erste Erwägungen für wiederkehrende psychische Untersuchungen für alle Soldatinnen und Soldaten. Ich unterstütze entsprechende Überlegungen", sagte er der "Welt". Einzelheiten stünden aber noch nicht fest. Bislang sind bei der Bundeswehr nach dem Einstellungstest keine weiteren Untersuchungen vorgesehen.

"In den letzten fünf Jahren wurden keine Untersuchungen beziehungsweise Studien zur psychischen Gesundheit und Belastbarkeit von Soldatinnen und Soldaten durchgeführt", heißt es laut "Welt" in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion. "Es sind keine entsprechenden Studien beauftragt oder geplant." Geprüft wird die psychische Belastbarkeit derzeit nur beim Eignungsfeststellungstest vor der Rekrutierung.

Die Einschätzung der psychischen Belastbarkeit sei ein "Merkmal der soldatischen Grundeignung", heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Eine gesonderte Behandlung der minderjährigen Rekruten unter 18 Jahren erfolge nicht: "Die Eignungsfeststellung von Bewerberinnen und Bewerbern der Bundeswehr erfolgt anhand der berufsbezogenen Anforderungen, die unabhängig vom Alter erfüllt werden müssen." Derzeit sind rund sieben Prozent eines Jahrganges zum Zeitpunkt der Rekrutierung noch keine 18 Jahre alt.

Auf scharfe Kritik stößt dieses Vorgehen bei Norbert Müller (Linke), dem Vorsitzenden der Kinderkommission des Bundestages. Er fordert einen konsequenten Rekrutierungsstopp für Minderjährige. "Unter-18-Jährige haben in der Bundeswehr nichts zu suchen", sagte er der "Welt".

Die Auswahlverfahren der Bundeswehr seien "gnadenlos veraltet", die psychischen Eignungsfeststellungsverfahren müssten dem aktuellen Stand der Forschung angepasst und verstetigt werden. "Heranwachsende und junge Erwachsene brauchen einen besonderen Schutz. Für Rekrutinnen und Rekruten ist eine regelmäßige psychische Betreuung dringend erforderlich und darf auf Grund der verzögerten auftretenden psychischen Belastungen nicht mit Dienstende abbrechen." Bislang gibt es systematische Untersuchungen nur für Soldaten im Auslandseinsatz. Mit dem 2012 entwickelten Rahmenkonzept "Erhalt und Steigerung der psychischen Fitness von Soldatinnen und Soldaten" werden sie vor und nach einem Auslandseinsatz untersucht und ihre "psychische Fitness" gezielt trainiert. Zudem hat die TU Dresden in Zusammenarbeit mit dem Psychotraumazentrum des Bundeswehrkrankenhauses Berlin 2013 eine groß angelegte Studie vorgestellt, die sich mit der Häufigkeit des Auftretens von posttraumatischen Störungen und anderen psychischen Problemen von Soldaten im Auslandseinsatz beschäftigt. Bei einsatzbedingten psychischen Schädigungen müsse nach wie vor von den Ergebnissen dieser Studie ausgegangen werden, so Klaus-Peter Bartels. "Es gibt bislang keine valide Aussage über die tatsächliche Anzahl der Einsatzgeschädigten, weil verwertbare Langzeitstudien noch immer fehlen", beklagt er. Auch würden bereits ausgeschiedene Soldaten nach wie vor nicht systematisch erfasst. "Hierzu sollten deshalb ergänzende Studien durchgeführt werden."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 07.04.2016

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