Westerwelle schaltet sich in Debatte um Grass-Gedicht ein

Als einziges Mitglied der Bundesregierung hat Außenminister Guido Westerwelle (FDP) in die Debatte um das umstrittene Anti-Israel-Gedicht von Literaturnobelpreisträger Günter Grass eingegriffen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag" schreibt Westerwelle: "Israel und Iran auf eine gleiche moralische Stufe zu stellen, ist nicht geistreich, sondern absurd." Weiter schreibt der Außenminister: "Iran treibt sein Nuklearprogramm ungeachtet aller internationaler Kritik voran. Es gibt glaubhafte Hinweise auf eine mögliche militärische Dimension. Iran verweigert völkerrechtswidrig seit Jahren umfassende Zusammenarbeit bei der Kontrolle seines Nuklearprogramms." Mit Blick auf die Äußerungen von Grass schreibt der Minister weiter: "Denen, die das auch jüngst nicht wahrhaben wollten, sei gesagt: Das alles ist keine Spielwiese für Polemik, Ideologie und Vorurteile, sondern bitterer Ernst." Westerwelle warnte vor einer Verharmlosung des iranischen Atomprogramms: "Iran hat das Recht auf eine zivile Nutzung der Atomenergie. Es hat nicht das Recht auf atomare Bewaffnung. Wer die davon ausgehende Bedrohung verharmlost, verweigert sich der Realität." Westerwelle wies auf die "Wertepartnerschaft" zwischen Deutschland und Israel hin: "Wir teilen mit der einzigen wirklich funktionierenden Demokratie in der Region den Glauben an die Rechte des Einzelnen, an Freiheit, Verantwortung und den Rechtsstaat."

Kritik am Grass-Gedicht kam auch von der israelischen Regierung. Der Sprecher des Außenministeriums, Jigal Palmor, nannte es "geschmacklos". Palmor zu "Bild am Sonntag": "Grass ist von Fiktion zu Science Fiction übergegangen und beschreibt apokalyptische Szenarien wie aus einem schlechten Film."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.04.2012

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