Wirtschafts-Professor Maennig: "Deutschland muss sich Olympia leisten wollen"

Der Hamburger Wirtschafts-Professor und Sportökonomie-Experte Wolfgang Maennig rät zur einer erneuten Münchener Bewerbung um die Winterspiele, warnt nach der Volksabstimmung in der Schweiz vom Wochenende jedoch vor verfrühter Euphorie.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - In Graubünden sei "ein starker Gegenkandidat, den der - eigentlich neutrale IOC-Präsident - sogar zum Favoriten erklärt hatte, damit in der Tat weggefallen. Allerdings wird es eine solche Abstimmung auch in München noch geben. Mein Eindruck ist, dass die Haltung in der Bevölkerung in Deutschland derjenigen in der Schweiz nicht unähnlich ist. Das negative Ergebnis dort kann durchaus ausstrahlen auf die nicht sehr weit entfernte Münchner Region", sagte Maennig in einem Interview mit der "Welt" (Online & Print: Mittwoch). Dennoch befürwortet der Ruder-Olympiasieger von 1988 in jedem Falle Volksbefragungen: "In einem demokratischen Land wie dem unseren erscheint mir das vorher notwendig. Schon um sagen zu können: Wir haben uns vorher entsprechend entschieden. Denken Sie an Stuttgart 21! Das Projekt wird teurer und teurer - aber die Planer können sich immer auf die Abstimmung pro Bahnhof berufen." Aus Erfahrung weiß der 53-Jährige: "Die Mitglieder der olympischen Familie wollen nur dorthin gehen, wo sie von den Leuten begeistert empfangen werden. Wenn die Mehrheit der Deutschen die Spiele nicht mit Überzeugung will, hat es keinen Sinn sich zu bewerben."

Maennig bringt im Gespräch mit der "Welt" den Vorschlag ein, über eine erneute Olympiabewerbung bundesweit abstimmen zu lassen: "Wir müssen uns die Frage stellen: Wer ist eigentlich abstimmungsberechtigt, wenn es um eine Münchner Olympiabewerbung geht? Nur die Münchner? Alle Bayern? Oder müsste nicht vielmehr ganz Deutschland über diese Frage entscheiden?" Die Investitionen im Umfeld der Spiele sieht der Wirtschafts-Professor, der regelmäßig Gutachten zu Sportgroßereignissen erstellt, als "vergleichsweise überschaubar" an: "Bayern ist eine der Regionen der Welt, die infrastrukturell am besten aufgestellt sind. Da wäre nicht mehr viel hinzuzufügen. Eine Investition von schätzungsweise zwei bis drei Milliarden Euro im Rahmen der Spiele muss sich ein Land wie Deutschland leisten können - und wollen!" Über das von der Bewerbung für München 2018 bekannte Konzept sagt Maennig: "Es war und ist gut - bei Garmisch-Partenkirchen hingegen erlaube ich mir Fragezeichen. Der Ort hat sich leider in den letzten Jahren nicht so positiv entwickelt, wir brauchen hier mehr Dynamik." Aus Sicht eines früheren Olympiateilnehmers könne er "den Leuten nur sagen: Sie verpassen etwas, wenn sie sich gegen Olympia entscheiden. Olympische Spiele sind ein großartiges Event. Als Olympionike würde ich nur dorthin kommen wollen, wo ich willkommen bin".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 06.03.2013

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