Wirtschaftsforscher Horn sieht Bedeutung von Länder-Ratings schwinden

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, hält die Sorgen über eine unmittelbar bevorstehende Herabstufung der Kreditwürdigkeit mehrerer Euro-Länder für überzogen.

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) - Unter Marktteilnehmern spreche sich allmählich herum, dass der "Informationsgehalt von Ratings gering" sei, sagte der Ökonom der Onlineausgabe des "Handelsblatts". "Insbesondere ist aber nunmehr klar, dass die EZB aus dem Hintergrund die Kurse durch hohe Liquiditätszufuhr an Banken und durch Aufkäufe von Staatsanleihen stabilisiert", so Horn. "Damit ist der Markt de facto nicht mehr auf Ratings angewiesen. Ihre Bedeutung schmilzt dahin und dies dient der Stabilität." Gleichwohl hält es Horn für möglich, dass durch die erwarteten Länder-Abstufungen kurzfristig die Kurse für Staatsanleihen noch einmal ins Rutschen geraten könnten. "Dies dürfte jedoch nicht lange anhalten", sagte der IMK-Chef.

"Die Märkte haben schließlich schon fast alle negativen Entwicklungen eingepreist." Zuvor war bekannt geworden, dass die US-Ratingagentur Standard & Poor`s die Bonität mehrerer Euro-Länder nun doch herabstufen will. Nach übereinstimmenden Medienberichten sollen Frankreich und Österreich die Bestnote dreifach A verlieren.

Deutschland könnte dagegen den Angaben zufolge seine Top-Bonität behalten. Weitere Herabstufungen drohen auch Italien, Spanien und Portugal. Unklar ist, ob auch der Euro-Rettungsschirm EFSF betroffen ist.

Die Ratingagentur hatte bereits im Dezember vor einem solchen Schritt gewarnt und ein entschlossenes Durchgreifen der Staats- und Regierungschefs in der Schuldenkrise gefordert.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 13.01.2012

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