Wirtschaftsforscher warnt vor Überforderung Griechenlands durch Sparauflagen

Nach Einschätzung des Direktors des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, wird der neue, noch drastischere Sparkurs in Griechenland die Krise des Mittelmeerstaats noch verschärfen.

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) - Der politische Prozess drohe zu entgleisen. "Die überaus harten Sparauflagen, die eine in weiten Teilen die an der Verschwendung unschuldige Bevölkerung treffen, verlieren vorhersehbar an Akzeptanz", sagte Horn "Handelsblatt Online". "Es ist zweifelhaft, ob dieser Prozess fortwährend höherer Belastung, der das Land in eine tiefe Depression geführt hat, noch lange fortgesetzt werden kann."

Diese Strategie der Austerität sei zum Scheitern verurteilt. Horn fürchtet auch, dass sich durch eine abnehmende Hilfsbereitschaft in Deutschland die Krise europaweit noch zusätzlich verschärfen könnte. In Deutschland hätten weite Kreise in der ökonomischen Wissenschaft, der Politik, aber auch in der Bundesbank bereits die Währungsunion "bewusst oder unbewusst aufgegeben".

Daher sei es fraglich, ob die politischen Mehrheiten für die Unterstützung der Krisenländer noch lange erreicht werden könne. "Das Ergebnis ist maximale Verunsicherung", warnte der IMK-Chef. Dabei seien dringend mehr Sicherheit und Vertrauen an den Märkten nötig.

Die vom EU-Finanzministerrat geplanten Schritte hin zu einer Erweiterung des Krisenfonds ESFS und der Schaffung des permanenten Euro-Rettungsfonds ESM seinen im Prinzip richtig. Sie müssten nur "zügig" angegangen werden, sagte Horn. "Zur Vertrauensbildung wäre es nunmehr erforderlich, dass die Altschulden der Krisenländer für ihre Restlaufzeit garantiert werden", schlug der IMK-Chef vor.

Erst mit neuen Schulden sollten auch neue Regeln gelten. "Zudem müssten die Konsolidierungsprogramme auf ein vernünftiges Maß, das die Volkswirtschaften nicht zum Absturz bringt, zurückgeführt werden", so Horn. "Dann hätte die Währungsunion wieder eine Perspektive, auch auf den Märkten."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 22.09.2011

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