Wirtschaftsweiser Bofinger kritisiert EU-Gipfelbeschluss und fordert Euro-Bonds

Das Sachverständigenratsmitglied Peter Bofinger hat den EU-Gipfelbeschluss kritisiert und sich für gemeinsame Staatsanleihen von Mitgliedsländern der Euro-Zone ausgesprochen.

Berlin/ Brüssel (dts Nachrichtenagentur) - "Solche Euro-Bonds würden die Zinskosten für Problemländer wie Griechenland, Irland oder Portugal deutlich drücken", sagte er dem Magazin "Der Spiegel". Diese Länder hätten es dann leichter, ihre Staatsfinanzen wieder in Ordnung zu bringen. Bofinger befürwortet, bei Bedarf auch ein großes Land wie Italien zu retten.

"Wenn Italien kippt, kippen auch zig Milliarden, die deutsche Banken und Versicherungen an italienischen Anleihen halten." Die Folge wäre ein gewaltiger Finanzcrash. Ein solches Risiko könne keine Regierung eingehen.

"Deshalb haben wir keine Wahl: Wir müssen das System stabilisieren", sagte der Wirtschaftsweise. Den derzeitigen Rettungsschirm für die Euro-Zone hält Bofinger für unzureichend. Heftig kritisiert der Ökonom die Maßnahmen der Bundesregierung zur Krisenbewältigung.

"Die Bundesregierung war viel zu zaghaft, viel zu kleinteilig." Bei all ihren Aktionen habe sie stets nur gehofft, alles werden schon nicht so schlimm kommen. Den Euro sieht das Sachverständigenratsmitglied in einer kritischen Phase: "Wenn er die nächsten zwei Jahre übersteht, hat er eine gute Überlebenschance."

Der Hannoversche Finanzwissenschaftler Stefan Homburg schlägt dagegen vor, dass Deutschland aus der Währungsunion aussteigt. "Ich plädiere für ein Ende mit Schrecken, also ein Ende des Währungsexperiments", sagte er dem "Spiegel". Es wäre besser, "einen Schlussstrich zu ziehen und zur D-Mark zurückzukehren". Durch den Schritt würde Europa befriedet und unter dem Strich besser fahren.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.12.2010

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