Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter kritisieren Bologna-Reform

Zehn Jahre nach der flächendeckenden Einführung von Bachelor- und Master-Abschlüssen an den deutschen Hochschulen haben Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter massive Kritik an der Reform geübt.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Die Bologna-Reform ist zu einem erheblichen Teil als misslungen zu betrachten. Die Ziele waren richtig, es mangelt an der Umsetzung." Die Universitäten mutierten zu einer Art Berufsschule nach britischem Vorbild, kritisierte Lenzen.

"Dort kann man an einigen Hochschulen einen BA in Surf Management machen - das qualifiziert die Absolventen, einen Laden für Surfzubehör zu eröffnen oder eine Surfschule zu leiten." Die Praxisorientierung der neuen Studiengänge ist nach Ansicht von Thomas Sattelberger von der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände "immer noch nicht befriedigend". Die Chefin des Maschinenbauunternehmens "Trumpf", Nicola Leibinger-Kammüller kritisierte in "Focus": "Bei den Bachelor-Absolventen sehen wir eine Verschlechterung der Qualifikation im Vergleich zum früheren Diplom."

Vor allem die Fähigkeit, sich selbst in Eigeninitiative Lösungen zu erarbeiten, komme im Studium zu kurz. Finanziell sind Bachelor-Absolventen deutlich schlechter gestellt, als Akademiker mit Diplom oder Master. Eine Auswertung der Hamburger Vergütungsberatung "Personalmarkt" für "Focus" ergab, dass Bachelor mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 38.300 Euro ins Berufsleben einstiegen.

Absolventen mit Universitäts-Diplom dagegen mit 44.200 Euro. Nach fünf Jahren verdienten Bachelor durchschnittlich 55.600 Euro, Diplom-Absolventen 71.300 Euro und Besitzer eines Master-Titels 73.000 Euro.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.07.2012

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