Zeitung: Ärzte engagieren sich weniger für Organspenden

Grund für das Absinken der Organspendezahlen ist weniger die geringe Spendebereitschaft der deutschen Bevölkerung als vielmehr die gesunkene Bereitschaft von Ärzten, sich noch für die Organspende zu engagieren.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Dienstagsausgabe. In der vergangenen Woche hatte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) gemeldet, dass die Zahl der Organspender einen historischen Tiefststand erreicht hat. Es gab im Jahr 2013 nur noch 876 Organspender.

Das ist im Vergleich zum Vorjahr (1.046 Spender) ein Minus von 16,3 Prozent. Der Rückgang der Spenderzahl sei allerdings vor allem darauf zurückzuführen, dass Ärzte zuletzt erheblich weniger potentielle Spender an die DSO gemeldet haben, sagte Bruno Meiser, Präsident der Organ-Vermittlungsstelle Eurotransplant und Leiter der Transplantationsmedizin am Münchner Klinikum Großhadern, der SZ. Erst durch eine solche Spendermeldung wird eine Organspende möglich. So hatte die Zahl der Spendermeldungen in den vergangenen Jahren noch stabil bei fast 1.900 pro Jahr gelegen; 2012 gab es dann aber bereits einen ersten großen Einbruch, 2013 sank die Zahl dann um ganze 14 Prozent auf 1.370 ab.

Der Rückgang der Organspender sei "also fast vollständig mit dem Rückgang der Spendermeldungen zu erklären", sagte Meiser. Dass die Bevölkerung der Organspende skeptischer gegenüber stehe, sei aus den Zahlen dagegen "nicht ersichtlich". (Die Ablehnungsquote der Angehörigen blieb mit rund 60 Prozent über die ganzen Jahre relativ stabil.) Um die Situation zu bessern, müssten also nicht Organspendeausweise verschickt werden, meint Meiser. Vielmehr müssten in jeder Klinik mit Intensivstation speziell ausgebildete Transplantationsbeauftragte arbeiten, die sich für die Organspende stark machen.

Ursache der skeptischen Haltung der Ärzte sei der Transplantationsskandal, meint der Chirurg. Seit Mitte 2012 war bekannt geworden, dass Ärzte an fünf deutschen Universitätsklinika Patientendaten manipuliert hatten, um ihre eigenen Patienten zu bevorzugen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 21.01.2014

Zur Startseite