Zeitung: Beweisstück im Fall Barschel verschwunden

Im Fall des 1987 in einem Genfer Hotel unter mysteriösen Umständen gestorbenen ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, ist das wichtigste Beweisstück für die derzeit im Landeskriminalamt Kiel durchgeführten Untersuchungen der Asservate auf DNA-Spuren verschwunden.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das berichtet die Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe). Die Staatsanwaltschaft Lübeck, die von 1994 bis 1998 ein Verfahren wegen des Verdachts des Mordes an Uwe Barschel geführt hatte, erklärte auf Anfrage dieser Zeitung, dass ein seinerzeit im Hotelbett von Barschel sichergestelltes Haar aus den Aufbewahrungstüten spurlos verschwunden ist. Es sind interne Ermittlungen eingeleitet worden.

Das Haar stammt nach einer Analyse des wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich nicht von dem Politiker selbst und könnte deshalb zu einem möglichen Täter führen. Genetisches Material aus dem Haar würde beispielsweise mit der DNA-Datenbank des Bundeskriminalamtes verglichen werden. Wie der Sprecher der Lübecker Staatsanwaltschaft, Günter Möller, der "Welt" auf Anfrage mitteilte, seien zwar die Aufbewahrungstüten zur Untersuchung nach Kiel geschickt worden, doch in diesen habe sich kein Haar mehr befunden.

"Derzeit prüfen wir, wer Zugang zu den Asservaten hatte. Noch haben wir keine Erklärung, wie das Haar verschwinden konnte", sagte der Oberstaatsanwalt. Nach seinen Angaben war das Haar auf der Asservatenliste von 1997 noch aufgelistet.

Da in diesem Fall immer wieder auch Geheimdienste als mögliche Auftraggeber für den Mord ins Visier der Ermittler gerieten, stellt sich nun die Frage, ob diese Panne nur ein Zufall ist. Der ehemalige Leiter der Staatsanwaltschaft Lübeck und damalige Chefermittler im Fall Barschel, Heinrich Wille, ist davon überzeugt, dass Barschel von professionellen Mördern umgebracht wurde. Die "Welt am Sonntag" hatte im November vergangenen Jahres ein neues Gutachten des renommierten Schweizer Toxikologen Hans Brandenberger veröffentlicht, in dem er den israelischen Geheimdienst Mossad verdächtigt, Barschel umgebracht zu haben.

Das neue Gutachten des Toxikologen Brandenberger und die Forderung des innenpolitischen Sprechers der schleswig-holsteinischen CDU-Fraktion, Werner Kalinka, nach der Untersuchung auf DNA-Spuren hatte die Staatsanwalt Lübeck dazu veranlasst, die Wiederaufnahme der Ermittlungen zu prüfen. Die Entscheidung steht noch aus.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 27.09.2011

Zur Startseite