Zeitung: Bundesregierung fördert Tokio Hotel und Tote Hosen mit Steuergeld

Die Bundesregierung hat Konzertauftritte der erfolgreichen Bands Tokio Hotel und Die Toten Hosen im Rahmen der Kulturförderung mit Steuergeld bezuschusst.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das geht aus der Antwort der schwarz-gelben Koalition auf eine Große Anfrage der SPD-Fraktion hervor, die der "Welt" (Donnerstagausgabe) vorab vorliegt. Demnach hat das Auswärtige Amt einen Auftritt von "Tokio Hotel" im Dezember 2010 in Tokio mit 25.738 Euro gefördert. Für zwei Gigs der Toten Hosen im selben Jahr in Taschkent (Usbekistan) und Almaty (Kasachstan) wurden insgesamt 68.793 Euro bewilligt.

Zur Begründung heißt es in dem Papier der Bundesregierung, das Auswärtige Amt fördere "in Einzelfällen auch Kunstprojekte direkt, wenn außenpolitische Erwägungen und auch das Projektvolumen dafürsprechen". Wie die "Welt" weiter berichtet, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr auch die wichtigste Lobby-Organisation der deutschen Plattenindustrie mit Steuergeld unterstützt. Ausweislich der Antwort der Bundesregierung hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bei der Etablierung des Preises Echo Jazz 75.000 Euro zur sogenannten "einmaligen Anschubfinanzierung" beigesteuert.

Veranstalter des Echo Jazz ist der Bundesverband Musikindustrie. Grundsätzlich ist die staatliche Unterstützung von Profi- und Laienmusik Sache der Länder und Kommunen. Der Bund wird nur bei Projekten und Institutionen tätig, die "gesamtstaatliche Relevanz" haben.

Insgesamt hat die Bundesregierung im Jahr 2010 rund 44,2 Millionen Euro für Musikförderung ausgegeben, wie die "Welt" schreibt. Spitzenempfänger war demnach die Rundfunk Orchester und Chöre Berlin GmbH (ROC), die Trägergesellschaft der vier öffentlich-rechtlichen Berliner Klangkörper. Die ROC erhielt mit rund 11,9 Millionen Euro etwa ein Viertel der gesamten bundesdeutschen Musikförderungen.

Dahinter rangieren das Netzwerk Neue Musik (4,15 Millionen Euro), die Initiative "Jedem Kind ein Instrument" (3,48 Millionen Euro) und der Deutsche Musikrat (3,04 Millionen Euro).

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.10.2011

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