Zeitung: Bundeswehr investiert mehr als 14 Millionen Euro in Feldlager Kundus

Ein Jahr vor dem geplanten Auszug aus dem Feldlager Kundus investiert die Bundeswehr auf dem Gelände nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" noch mehr als 14 Millionen Euro in Bauvorhaben, die teilweise seit 2009 geplant worden sind.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - "Bei unseren knappen Ressourcen hätte ich mir schon gewünscht, dass man noch stoppt, was zu stoppen ist", sagte der CDU-Verteidigungspolitiker Ernst-Reinhard Beck (CDU) der Zeitung. Seine Kollegin von der FDP, Elke Hoff, hat den Verteidigungsminister "freundlich um Aufklärung gebeten". "Er soll bitte prüfen, ob es wirklich nötig ist, jetzt noch so viel Geld zu investieren", sagte Hoff.

Bisher sei doch nicht einmal klar, wie das regionale Wiederaufbauteam (PRT) Kundus nach dem Abzug des Militärs genutzt werde. Der Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour kritisierte Planungsfehler der Bundeswehr. Er fordert von der Bundesregierung eine Erklärung, "wie diese Baumaßnahmen zu der Absicht passen, dass wir dort bald raus wollen".

Mitte der vergangenen Woche hatten Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) dem Parlament vorgeschlagen, die Bundeswehrtruppe in Afghanistan bis Ende Februar 2014 zu verringern, von im Moment 4.760 auf 3.300 Soldaten. Nach Informationen der "Welt" könnten bis dahin auch die USA das Camp übernehmen. Nach Auskunft des Verteidigungsministeriums wird im PRT Kundus beispielsweise für 5,9 Millionen Euro ein neuer, erdbebensicherer Operationstrakt an das Rettungszentrum angebaut.

Die Infrastrukturmaßnahme diene der "sicheren, durchgehenden sanitätsdienstlichen (Notfall-)Versorgung der deutschen Soldaten im Einsatz" und sei im April 2012 beschlossen worden. Bereits seit 2009 geplant war die sogenannten Nordwest-Erweiterung des Feldlagers, die nun für 1,1 Millionen Euro eingefriedet wird, außerdem werden Wege für 4,5 Millionen Euro angelegt. Weitere 790.000 Euro kostet eine neue Schießanlage, 900.000 Euro der Umbau des PRT-Haupttores, 930.000 die spezielle Härtung von Gebäuden gegen indirekten Beschuss.

"Im Grunde ist das derselbe Unfug, den wir in Deutschland auch erleben", sagte der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold der "Welt". Das sei typisch für den Apparat Bundeswehr, der allzu starr an Planungen festhalte. "Hier werden auch frisch sanierte Kasernen geschlossen", sagte Arnold. "Aber wir müssen diese Praxis ja nicht noch nach Afghanistan übertragen." Deutsche Bauvorhaben in den Einsatzgebieten würden kontinuierlich und kritisch geprüft hinsichtlich ihrer Notwendigkeit und möglicher Alternativen, teilt das Ministerium auf Anfrage der Zeitung weiter mit. Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Rückverlegung nach Deutschland. Abgesehen von kleineren Baumaßnahmen, die unmittelbar dem Schutz der Soldaten dienen, oder Erhaltungsmaßnahmen seien derzeit keine weiteren Baumaßnahmen vorgesehen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 19.11.2012

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