Zeitung: Daten-Deal zwischen Facebook und Amazon gefährdet Datenschutz

Eine Vereinbarung des sozialen Netzwerkes Facebook mit dem Internetversandhaus Amazon gefährdet nach Meinung der Zeitschrift "Computerbild" den Datenschutz.

Palo Alto/ Seattle (dts Nachrichtenagentur) - Der Shopping-Riese Amazon kenne den Geschmack vieler Facebook-Mitglieder, obwohl diese noch nie bei Amazon eingekauft haben, so die Zeitschrift. Laut Facebook betreffe das nur US-Nutzer. Wie "Computerbild" nun einem Test herausgefunden haben will, sind jedoch auch deutsche Facebook-Nutzer betroffen.

Amazon habe einen Daten-Deal mit dem weltgrößten sozialen Netzwerk geschlossen. Seitdem erscheint auf der US-Seite von Amazon die Schaltfläche "Connect with Facebook", also "mit Facebook verknüpfen". Angepriesen werde es wahrheitsgetreu mit besseren Empfehlungen für den Kunden, aber auch mit Geschenkvorschlägen für Facebook-Freunde - passend zu deren im Netzwerk angegebenen Interessen.

Klickt ein Nutzer auf die "Connect"-Schaltfläche, öffnet sich sein Facebook-Konto, so "Computerbild". Nach einem weiteren Klick leite ein Mini-Programm (App) nicht nur die eigenen Profildaten, sondern auch die aller Facebook-Freunde an Amazon weiter - allerdings, ohne die Freunde darüber zu informieren. Zu den Daten gehören Name, Geburtsdatum, Wohnort und Fotos sowie Informationen zu Hobbys, Lieblingsfilmen und -büchern.

Außerdem alle Pinnwand-Einträge sowie Facebook-Aktivitäten, an denen Nutzer über den "Gefällt mir"-Button Interesse bekundet haben. Viele Facebook-Nutzer wissen nicht, dass eine Weitergabe ihrer Daten ohne ihre Einwilligung möglich ist - auch wenn sie die Ansicht ihrer Profildaten auf Freunde beschränkt und ein hohes Datenschutz-Niveau festgelegt haben. Aber weder Facebook noch Amazon informieren ihre Kunden darüber, beklagt die Zeitschrift.

Sind die Daten erst einmal bei Amazon, lassen sie sich offenbar nicht mehr zurückholen. Facebook betont, dass es sich bislang nur um die Profile US-amerikanischer Nutzer handelt. Die sei nicht richtig, denn jeder, der bei Amazon.com einkaufe, könne den Datentausch mit Facebook auslösen. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte, Johannes Caspar sagte zu dem Sachverhalt: "Das Zusammenführen der Daten beider Konzerne birgt erhebliche Risiken."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.04.2011

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