Zeitung: EZB arbeitet an Befreiungsschlag zur Überwindung der Krise

Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet an einem Befreiungsschlag zur Überwindung der Krise.

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) - Im Kern geht es dabei nach Informationen der Wochenzeitung "Die Zeit" um eine Sanierung der Banken auf dem Kontinent, deren Bilanzprobleme die Vergabe von Krediten hemmen. Mit der Umsetzung des Vorhabens wurde Ignazio Angeloni beauftragt, Leiter der Abteilung Finanzstabilität in der Notenbank. Der zeitliche Ablauf steht bereits fest: Ab Herbst werden die Währungshüter zusammen mit den nationalen Aufsichtsbehörden die Bilanzen wichtiger Finanzinstitute in der Euro-Zone durchleuchten.

Insgesamt geht es um rund 140 Banken, die etwa 80 Prozent des Markts abdecken. In der EZB werden bereits Teams gebildet, die zur Not ausrücken und die Bücher direkt in den Banken prüfen können. Damit am Ende belastbare Zahlen herauskommen, sollen nach dem Willen der Notenbank zudem unabhängige Berater - Wirtschaftsprüfer oder Investmentgesellschaften - an Bord sein.

Mit Ergebnissen wird bis Anfang kommenden Jahres gerechnet. Wenn sie vorliegen, soll mithilfe eines Stresstests untersucht werden, wie gut die Banken einen erneuten Einbruch der Konjunktur verkraften. Banken, die mögliche Kapitallücken nicht selbst füllen können, sollen von den Mitgliedsstaaten rekapitalisiert werden.

Diese können dabei auf Kredite des Rettungsschirms ESM zurückgreifen, wenn sie nicht in der Lage sind, die Sanierung alleine zu stemmen. Damit aber nicht mehr nur die Steuerzahler ins Risiko gehen, sollen auch Aktionäre, Gläubiger und Kunden der betroffenen Banken erstmals in größerem Umfang zur Deckung der Verluste herangezogen werden. Je mehr Geld auf diese Weise zusammenkommt, desto geringer sind die Kosten für die Staatskassen.

Ob der ambitionierte Zeitplan eingehalten werden kann, ist aber nicht klar. Insbesondere Frankreich und Italien wehren sich dem Vernehmen nach dagegen, ihre Banken von externen Prüfern untersuchen zu lassen. Auch könnte die EZB sich dazu gezwungen sehen, bei der Prüfung der Bilanzen nicht so genau hinzusehen, weil es noch keine europäische Abwicklungsbehörde für Banken gibt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 05.06.2013

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