Zeitung: Hochtief-Betriebsrat wirft Gewerkschaftschef Absprachen mit ACS vor

Der Streit im Arbeitnehmerlager von Deutschlands größtem Baukonzern Hochtief eskaliert.

Essen (dts Nachrichtenagentur) - In einem internen Schreiben, das der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe) vorliegt, wirft der Betriebsratsvorsitzende Siegfried Müller Gewerkschaftsboss und Hochtief-Aufsichtsrat Klaus Wiesehügel vor, mit dem spanischen Angreifer ACS Absprachen zu Gunsten der IG Bau und zu Lasten der Mitarbeiter getroffen zu haben. Müller fordert daher erneut den Rücktritt der beiden Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat von Hochtief, da "eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der Belegschaft nicht mehr möglich erscheint". Kurz vor Weihnachten hatte die Gewerkschaft eine Vereinbarung mit ACS getroffen, die eine Zerschlagung des Essener Traditionsunternehmens ebenso verhindern soll wie betriebsbedingte Kündigungen unter den 11.000 Hochtief-Mitarbeitern in Deutschland.

Betriebsrat und Vorstand, die weiterhin gegen die von ACS angestrebte Übernahme kämpfen, waren an dieser Absprache nicht beteiligt. Hausintern wird das Vorpreschen bei Hochtief als "Unverschämtheit" kritisiert. Immerhin liege der Organisationsgrad der Gewerkschaft im Unternehmen bei gerade mal 20 Prozent.

Die Gewerkschaft vertrete daher nicht die Interessen der gesamten Belegschaft. Damit werde die Mitbestimmung untergraben. Betriebsratschef Müller spricht sogar von einem "publizistischen Amoklauf, der auch noch ein Geschmäckle hinterlässt".

Denn Müller vermutet, dass die Gewerkschaft einen Platz im Hochtief-Vorstand anstrebt, sollte ACS die geplante Übernahme gelingen. Immerhin habe die IG Bau mit den Spaniern vereinbart, dass die Gewerkschaft alleine ohne Mitwirken der Hochtief-Beschäftigtenvertreter den Arbeitsdirektor vorschlägt. "Diese Passage lässt die Vermutung aufkommen, das Klaus Wiesehügel oder einer seiner Gewerkschaftsfunktionäre selbst in den Vorstand einziehen wollen", meint Müller.

Er fordert daher ACS und IG Bau auf, alle Protokolle der geführten Gespräche zu veröffentlichen.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 28.12.2010

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