Zeitung: Koalition beschließt mehr Schutz gegen gierige Berater

Die schwarz-gelbe Koalition will Fehlberatungen von Versicherungsvermittlern eindämmen und sieht als Hebel dafür die Entlohnung der Berater.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Deshalb habe man sich hier auf neue Regeln geeinigt, erfuhr das "Handelsblatt" (Mittwochsausgabe) aus Finanzkreisen. Künftig dürfen Versicherer ihren Produktverkäufern nicht mehr so viel zahlen und müssen Überweisungen zeitlich strecken. Konkret geht es darum, Provisionen bei der Vermittlung in der privaten Krankenversicherung (PKV) zu deckeln und im Vertrieb von Lebensversicherern eine Stornohaftung einzuführen.

Das erfuhr das "Handelsblatt" aus Finanzkreisen. Bereits morgen soll der Finanzausschuss die Reform verabschieden, die im Vorfeld von Vermittlerverbänden scharf kritisiert worden war. Die Novellierung des Finanzanlagenvermittler- und Vermögensanlagerechts soll zum 1. April 2012 in Kraft treten, damit die Unternehmen Zeit haben, ihre Vermittlerverträge zu ändern.

Private Krankenversicherer dürfen künftig nur noch maximal 3,3 Prozent der Bruttobeitragssumme des vermittelten Vertrags als Provision gewähren. Diese Deckelung entspreche einer durchschnittlichen Abschlussprovisionen von neun Monatsbeiträgen, errechneten Experten. In der Spitze wurde in der Branche bisher wesentlich mehr gezahlt.

Vermittler sprachen von bis 18 Monatsbeiträgen. Das hatte die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen. Grund für die Auslobung hoher Prämien durch Krankenversicherer ist: Sie nutzen die Gier der Berater, um vor allem den direkten Konkurrenten Kunden abzujagen.

Verbraucherschützer kritisierten, dies bringe oft wenig und belaste zuerst den Versicherten, weil er die Provision mit den ersten Beiträgen zahlen müsse. Auch in der Provisionspraxis der Lebensversicherer soll sich etwas ändern. Bisher ist der Anreiz recht hoch, Kunden in den ersten Jahren des Versicherungsverhältnisses einen Wechsel zu einer anderen Versicherung zu empfehlen. Denn so kassieren Vermittler erneut Provisionen. Dies soll durch eine Stornohaftung bekämpft werden. Wenn schon ein Kunde wechselt, dann sollen die Versicherer dafür sorgen, dass der Vermittler dies spürt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 18.10.2011

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