Zeitung: MDR-Fernsehballett bei umstrittener Kadyrow-Party in Tschetschenien

Auch Gäste aus Deutschland haben an der weltweit umstrittenen Geburtstags-Gala für den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow teilgenommen.

Prag (dts Nachrichtenagentur) - Wie die "Bild am Sonntag" berichtet, waren neben Stars wie Hilary Swank, Action-Schauspieler Jean-Claude van Damme und Heidi Klums Ehemann Seal auch Mitglieder des MDR-Fernsehballetts vor Ort. Bodo Bergmann, Geschäftsführer des berühmten Ballett-Ensembles des Mitteldeutschen Rundfunks, bestätigte "Bild am Sonntag": "Ja, wir waren mit sechs Tänzern in Grosny.” Die Ballettstars waren über den Zauberer Jan Rouven für das Event gebucht worden und standen gemeinsam mit dem Illusionisten in Grosny auf der Bühne. Die Show-Nummer wurde live im russischen Fernsehen übertragen. Anschließend berichteten Tänzerinnen des MDR-Balletts auf Facebook über den Trip und stellten Erinnerungsfotos aus Grosny ins Internet. Moralische Bedenken oder die politischen Konsequenzen eines solchen Engagements standen innerhalb der Ballettleitung offenbar nicht zur Debatte. Fernsehballett-Geschäftsführer Bergmann sagte zu "Bild am Sonntag": "Wir haben diskutiert, ob eine solche Reise für die Tänzer sicher genug ist.” Zur Höhe der Gage für den Auftritt in Grosny wollte er sich nicht äußern.

Dabei war die Gala bei Kadyrow zumindest unter den Tänzern umstritten. Nach "Bild am Sonntag"-Informationen lehnten es einige Ballettmitglieder ab, nach Tschetschenien zu fahren und blieben zu Hause. Russland-Spezialist Peter Franck von Amnesty International hält den Auftritt des Fernsehballetts bei Machthaber Kadyrow für "fatal”. Franck zu "Bild am Sonntag": "Ramsan Kadyrow verletzt auf das Schwerste die Menschenrechte. Er ist verantwortlich für das Verschwinden von Menschen, lässt Häuser von Regimekritikern anzünden. Eine Beteiligung an seiner Geburtstagsfeier trägt zur Stabilisierung dieses Unrechtssystems bei.” "Man werde”, so kündigte Franck an, "das MDR-Fernsehballett zu diesen Vorwürfen befragen.”.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 16.10.2011

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