Zeitung: Mittelstand verzichtet auf Staatsgeld

Ein Großteil des deutschen Mittelstandes übt Zurückhaltung, wenn es um staatliche Fördermittel geht.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Nur jedes fünfte mittelständische Unternehmen hat nach einem Bericht des "Handelsblattes" (Donnerstagausgabe) in den vergangenen drei Jahren auf öffentliche Finanzhilfen zurückgegriffen. Der überwiegende Verzicht auf Finanzspritzen geht aus einer bisher unveröffentlichten repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hervor, bei der 704 Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern befragt wurden. "Die meisten deutschen Mittelstandsunternehmen haben mit staatlicher Förderung nicht viel im Sinn", sagte Sven Pirsig, einer der Studienautoren von Ernst & Young.

Zwei Drittel der Förderabstinenten antworteten lapidar mit "kein Bedarf". Die interessierten Unternehmen schreckt vor allem die als mühsam empfundene Antragstellung ab: "Einem Mittelständler, der sich in erster Linie auf sein Kerngeschäft konzentrieren muss, ist die Fülle der Fördermöglichkeiten vom Bundesland bis zur EU sicherlich zu intransparent", sagt Finanzierungsexperte Pirsig. "Kleinere Unternehmen können oder wollen sich nicht die Zeit dafür nehmen."

Falls doch Mittel abgerufen wurden, so stammten sie überwiegend vom Land (38 Prozent), Bund (32) oder aus kommunalen Töpfen (17). Gelder von EU-Ebene machten lediglich fünf Prozent aus. Auch die Wirksamkeit der Förderung steht nach der Untersuchung in Frage: Bei den Firmen, die sich aktiv um Fördergelder kümmern und dafür teils sogar eigenes Personal abstellen, macht der Ernst&Young-Experte kräftige Mitnahmeeffekte aus.

"Die Neigung dazu wächst mit der Unternehmensgröße", sagt Pirsig. In der Befragung bekennen 76 Prozent der geförderten Mittelständler, dass sie die staatlich unterstützte Maßnahme auch ohne öffentliche Mittel angepackt hätten, 30 Prozent sogar in vollem Umfang. Die Untersuchung zeigt auch, wofür die Mittel vor allem aufgewendet werden.

An erster Stelle steht die Qualifikation der Mitarbeiter (32 Prozent), gefolgt von Investitionen in Forschung und Entwicklung (21) sowie der Wachstumsfinanzierung (17).

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 07.12.2011

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