Zeitung: Neuer EnBW-Chef soll "schwäbisches Understatement" vorleben

Bei der schwierigen Suche nach dem künftigen Vorstandsvorsitzenden der Energie Baden-Württemberg (EnBW) haben Eigentümer und Aufsichtsrat nach einem Bericht des "Handelsblatts" (Freitagsausgabe) besondere Ansprüche an den Charakter des künftigen Chefs: "In Anbetracht des Sitzlandes der EnBW ist Understatement im Auftritt und Überzeugung durch Sachargumente angesagt", heißt es im Anforderungsprofil, das Aufsichtsratschef Claus Dieter Hoffmann, der Personalberatung Egon Zehnder mitgegeben hat.

Karlsruhe (dts Nachrichtenagentur) - "Wir erwarten einen Kandidaten, der im Sinne des Bildes vom ehrbaren Kaufmann seine Rolle nicht für persönliche Karriereambitionen missbraucht", heißt es in einem siebenseitigen, streng vertraulichen Papier, das dem "Handelsblatt" vorliegt. Vor allem wegen der schwierigen Gesellschafterstruktur kommt auf den Nachfolger von Hans-Peter Villis, der im Herbst aus dem Unternehmen ausscheidet, eine schwierige Aufgabe zu. Die EnBW ist zu mehr als 90 Prozent im Besitz des Landes Baden-Württemberg und schwäbischer Kommunen.

Der künftige Vorstandschef müsse in der Lage sein, sich mit "Anstand, Stil und Diplomatie um diese höchst relevanten Beziehungen zu kümmern", heißt es in dem Schreiben von Egon Zehnder. "Dazu gehört ein geradliniger Charakter, der in der Sache überzeugend ist, auf Egotripps verzichtet und in der Lage ist `schwäbisches Understatement` vorzuleben." Auf den künftigen EnBW-Chef kommt aber auch unternehmerisch eine schwierige Aufgabe zu.

Die EnBW ist vom Atomausstieg gebeutelt. In fünf Jahren muss er, so die Vorgabe des Aufsichtsratschefs, "die Ergebnisumkehr vollzogen" und im selben Zeitraum den Atomkonzern EnBW neu ausgerichtet haben. Zunächst soll der Chef aber einen drei-Jahres-Vertrag bekommen.

Sein Gehalt soll dem seines Vorgängers Villis entsprechen. Egon Zehnder sucht nicht nur in der Energiebranche, sondern auch in Branchen, die mit der Energiewirtschaft verwandt sind, wie der Prozessindustrie (Chemie, Mineralöl und gegebenfalls Pharmazie) oder Investitionsgüter.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 08.03.2012

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