Zeitung: Prominente Deutsche halten Edward Snowden für einen Helden

Für viele deutsche Prominente ist der Enthüller des NSA-Abhörskandals, Edward Snowden, ein Held.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das ergab eine Umfrage der "Bild-Zeitung" (Donnerstagausgabe) unter bekannten Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt sagte der Zeitung, die deutsche Bundesregierung sei es Snowden schuldig, sich für einen "gesicherten Aufenthalt, auch in Deutschland" einzusetzen. "Nur die Taten zu loben, den Menschen aber im Stich zu lassen, wie es Kanzlerin Merkel tut, ist absolut inakzeptabel", so Göring-Eckardt weiter.

Klaus Wowereit (SPD), Regierender Bürgermeister in Berlin, bezeichnete Snowden in der Umfrage als "Held des Alltags", weil er "auf Defizite in der modernen Datenkommunikation aufmerksam" gemacht habe. Ähnlich argumentiert die politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Katharina Nocun. Sie sagte der "Bild-Zeitung": "Snowden ist ein Freiheitsheld, der sein Leben einsetzt, um vor einem totalen Überwachungsstaat zu warnen. Ich schäme mich, dass Deutschland ihm nicht hilft." Auch für SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles ist Snowden "mehr Held als Verräter", schließlich habe er "massiv rechtswidriges staatliches Handeln aufgedeckt". Der Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sagte: "Die Welt braucht solche kleinen Partisanen, damit die Mächtigen nicht denken, sie könnten tun, was sie wollen."

Der frühere Microsoft-Managerin und jetzige Piraten-Politikerin Anke Domscheit-Berg fordert ihrerseits ein "Whistleblower-Schutzgesetz". Menschen wie Snowden seien ein "notwendiges Korrektiv für jede Demokratie". Differenziert betrachtet der frühere "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust die Debatte.

Es sei zwar "wichtig, dass auch zum Schweigen verpflichtete Mitglieder von Sicherheitsapparaten an die Öffentlichkeit gehen, wenn in ihren Behörden illegal oder fragwürdig gearbeitet wird". Wirklich überrascht hätten ihn die Enthüllungen über den Abhörskandal jedoch nicht, so Aust. Die Abhörpraktiken seien schließlich "seit Jahren bekannt". Ganz anders betrachtet Ernst Elitz, der frühere Intendant des Deutschlandradios, die Debatte um Edward Snowden. Niemand, der mit einer "Daten-Beute" nach China oder Russland fliehe, könne ein Held sein. Elitz: "Snowden ist ein doppelter Verräter: an seinem Land und an der Idee der Menschenrechte."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 04.07.2013

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