Zeitung: Regensburger Bischof Müller wird wohl Erzbischof von Berlin

In die festgefahrene Suche nach dem künftigen katholischen Erzbischof von Berlin kommt offenbar Bewegung.

Regensburg (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen der "Frankfurter Rundschau" (Montagausgabe) ist der Regensburger Oberhirte Gerhard Ludwig Müller (63) heißer Anwärter auf die Nachfolge des aus Alters- und Gesundheitsgründen zurückgetretenen Kardinals Georg Sterzinsky (75). Der konservative, ausgesprochen papsttreue Müller hielt sich vorige Woche aus nicht näher genannten Gründen in Rom auf. Jetzt soll auch der Berliner Bistumsverwalter, Weihbischof Matthias Heinrich, kurzfristig dorthin beordert worden sein.

Der 56-Jährige, selbst ein Kandidat für die Sterzinsky-Nachfolge, sagte für dieses Wochenende überraschend einen Firmgottesdienst im Erzbistum Berlin ab, was nach kirchlichen Gepflogenheiten sehr ungewöhnlich ist. In mehreren Anläufen hatte sich das siebenköpfige Berliner Domkapitel, dem das Recht auf die Bischofswahl zusteht, nicht mit absoluter Mehrheit auf einen Kandidaten verständigen können. Weder dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick (61) noch dem Essener Oberhirten und Militärbischof Franz-Josef Overbeck (46) soll es gelungen sein, die notwendigen vier Stimmen auf sich zu vereinigen.

Aber auch Heinrich als bistumseigener Aspirant hat offensichtlich zu wenig Rückhalt in den eigenen Reihen. Er kann sich aber zumindest auf eine Sperrminorität stützen, so dass das Domkapitel unter jeweils drei Kandidaten bislang keine erfolgreiche Wahl treffen konnte. Nach Informationen der Zeitung gibt es nun im Vatikan Bestrebungen, das entstandene Patt aufzulösen und den Weg für Müller freizumachen.

Dieser ist als Ökumene-Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz eng eingebunden in die Planung des Deutschland-Besuchs von Papst Benedikt XVI. im September. Der Papst wird im Rahmen seines Staatsbesuchs auch in die Bundeshauptstadt kommen; es gilt als unvorstellbar, dass die Bischofsnachfolge bis dahin ungeregelt bleibt. Der Bischofsposten am Hauptstadtsitz ist politisch und diplomatisch von besonderer Bedeutung.

Sein Inhaber wird überdies traditionell vom Papst zum Kardinal ernannt.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 20.06.2011

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