Zeitung: SPD will Sitzreihen bei Papst-Rede mit Ex-Abgeordneten auffüllen

Der Wortführer der SPD-Kirchenkritiker, der Abgeordnete Rolf Schwanitz, hofft, dass mindestens jeder dritte SPD-Bundestagsabgeordnete der Papst-Rede im Bundestag am 22. September fernbleiben wird.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das sagte Schwanitz der "Leipziger Volkszeitung". Nach Informationen der Zeitung will die SPD-Fraktionsführung mit der gezielten Einladung von ehemaligen Bundestagsabgeordneten die Parlamentarierreihen auffüllen, um den Eindruck des sichtbaren Protestes zu vermeiden. Um den Bedarf zu ermitteln habe SPD-Fraktionsgeschäftsführer Christian Lange am Donnerstag eine verbindliche schriftliche Anwesenheitsumfrage unter den aktiven SPD-Parlamentariern gestartet.

Schwanitz sprach von einer "gezielten Skandalisierung" der Papst-kritischen Laizisten in der SPD. Er selbst werde nicht im Bundestag protestieren, sondern an der offiziellen Gegendemonstration in der Hauptstadt teilnehmen. Die Papstrede im Bundestag sei mit der grundgesetzlich gebotenen Neutralität des Staates "nicht zu vereinbaren".

Der Bundestag, so Schwanitz, "ist weder ein Ort der religiösen Missionierung noch eine Kirche". Als "unvereinbar mit der Demokratie" nannte der SPD-Politiker die vatikanische Staats- und Organisationspraxis. "Der Papst ist der letzte absolute Monarch in Europa. Diese absolutistische Herrschaftsform ist mit der Demokratie unvereinbar." Hinzu käme "die unhaltbare Schlussfolgerung", dass der Papst mit seinen katholischen Lehrsätzen mehr als zwei Drittel der Deutschen für "verdammungswürdig" erkläre, weil sie freiwillig nicht der katholischen Kirche angehörten. Mit den Positionierungen in Sachen Frauenrechte, sexuelle Orientierung der Menschen und zur Empfängnisverhütung zeige sich der Papst zudem "dogmatisch und reaktionär".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.09.2011

Zur Startseite