Zeitung: Spielautomatenbetreiber wollen Spielerschutz verbessern

Kurz vor Toresschluss versuchen deutsche Spielautomatenbetreiber durch Zugeständnisse beim Spielerschutz, die drohenden Beschränkungen der ab kommendem Jahr geltenden neuen Glücksspielordnung abzuwenden.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Nach Informationen der "Welt" (Mittwochausgabe) zeigt sich die Branche bereit, den durchschnittlichen Stundenverlust sowie den maximalen Geldeinsatz abzusenken und eine Jugend- und Spielerschutzkarte einzuführen, dank derer erstmals die Frequenz von Spielhallenbesuchen nachvollziehbar würde. Es gebe zwar bereits viele Maßnahmen, die einerseits den Spielgast schützen sollen, ohne ihm andererseits das Freizeitvergnügen zu nehmen, sagt Ulrich Schmidt, Chef der Schmidtgruppe und Vorsitzender des europäischen Aufstellerverbandes Forum. "Wir sind aber bereit, an vielen Stellen weitere Spielerschutzmaßnahmen zu realisieren."

Laut dem Chef des drittgrößten Spielautomatenbetreibers hierzulande soll auch das Personal an den Spielstätten besser in Sachen Spielerschutz geschult werden: "Ohne qualifizierten Nachweis von Kenntnissen über Jugend- und Spielerschutz soll es keine Gewerbeerlaubnis mehr geben", so Schmidt. Alle vier Branchenverbände - an der Spitze der Verband der Deutschen Automatenindustrie (VDAI) - haben sich auf die Zugeständnisse geeinigt. Derzeit sind die Verhandlungen über eine Neuordnung des deutschen Glückspielwesens in der heißen Phase.

Vor gut einem Jahr hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) die deutsche Glücksspielordnung vor allem mit Blick auf die mangelnde Kohärenz für unzulässig erklärt: So wird hierzulande das Lotto- und Sportwettenspiel mit Verweis auf die große Suchtgefahr allein unter staatlicher Obhut abgewickelt, während das Studien zufolge suchtgefährdendere Automatenspiel für den Wettbewerb geöffnet ist. Mit dem Ziel, bis zum Auslaufen des geltenden Glücksspielstaatsvertrags Ende des Jahres ein schlüssiges Anschlusswerk auf die Beine zu stellen, wird sich auch die Ministerpräsidentenkonferenz in dieser Woche abermals mit dem Thema beschäftigen. Um die Kohärenz herzustellen, soll nun erstmals auch das Automatenspiel, das bislang allein durch die Spielerverordnung der Länder reguliert wird, im Glücksspielstaatsvertrag berücksichtigt und auf ein "vernünftiges Maß" zurückgeschraubt werden.

Nach den derzeitigen Planungen dürfen hiesige Spielstätten demnach ab 2017 nicht mehr als eine Konzession besitzen, statt wie bisher mehrere in einem Gebäude oder Gebäudekomplex. Auf diese Weise soll die Zahl der Geräte um zwei Drittel gesenkt werden. Die Branche betrachtet diese Pläne als "gewaltiges Existenzvernichtungsprogramm": Damit stünden alle Unternehmen, die mehr als eine Konzession an einem Ort betrieben, faktisch vor dem Aus, sagt Unternehmer Schmidt.

Paul Gauselmann, größter Automatenhersteller und -betreiber des Landes und Präsident des VDAI, warnt zudem davor, dass zwei Drittel der insgesamt 70 000 Arbeitsplätze in der Branche vor dem Aus stünden, sollte die Politik ihre Vorhaben durchboxen. Zudem bliebe "von den 1,5 Milliarden Euro Steuereinnahmen so gut wie nichts mehr über".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 25.10.2011

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